Da du dich auf meine Antwort freust, fällt die speziell für dich etwas umfangreicher aus.
Kleiner Scherz zu Anfang: Bisher dachte ich, du liebst deine Frau und Kinder ;-)
Ich sprach von Fertigungsqualität, du, das ist für dich nicht logisch.
Naja, als Reifentester kann ich nicht mithalten. War aber durch meine damaligen Montagetätigkeiten längere Zeit im Reifenwerk von Dunlop bei Wittlich -Germany- tätig. Man wollte mich dort als Fachkraft abwerben weil ich u.a. die gelieferte Reifenwulstwickel-Maschine perfekt E-technisch einstellen konnte. Haptgrund war, war von Anfang an beim Aufbau des Werkes dabei und kannte fast alles was mit Elektrokram zu tun hatte. Von Hochspannung bis Telefon incl. Produktionsmaschinen.
Wie Reifen hergestellt werden, konnte ich damals hautnah miterleben. Die heutige Reifenfertigung wird sicher moderner sein, aber die Grundtechniken nach wie vor, vermute ich mal.
Ferner denke mal mit, Stichwort runderneuerte Reifen. Was wird da wie erneuert und wie werden dann wie gekennzeichnet und im Geschwindigkeitsindex abgewertet? Meinste immer noch, nachträgliche Veränderungen wären am Reifen nicht möglich?
Reden wir doch mal vernünftig über das Thema Winterreifen. Die Marketingindustrie redet doch am liebsten über Blendwerk in Form von Zahlen.
Man könnte argumentieren, die Käufer einer Sache interessieren sich doch sowieso nicht für technische Details die sie eh nicht verstehen können. So interessiert z.B an Autos nur, wieviel PS der Motor hat, welche Reifen, Felgen drauf sind und vielleicht noch paar optische Reize.
Wieviel PS vom Motor auf der Straße ankommen interessiert die Betreiber der fahrenden Blockheizkraftwerke doch nicht.
Wie groß die Reifenaufstandsfläche auf der Fahrbahn in Quadratcentimetern ist, welche Fliehkräfte in welcher Richtung an Reifen auftreten, was alles in welcher Art die Traktion an Reifen verändern kann, auch nicht.
Alle lassen sich von Zahlen oder Bezeichnungen blenden. Warum nachdenken, das haben Andere ja schon getan. Stimmt zwar, aber diese Anderen haben über welche Kompromisse nachgedacht?
Vergessen wird, alles menschengemachte ist ein Kompromiss! Kompromisse sind kein Optimum.
Du hast es ja schon treffend auf den Punkt gebracht, dieses Schauspiel mit Zahlen und Bezeichnungen.
Reifen die passend sind für die Höchstgeschwindigkeit die das Fahrzeug erreichen kann, können in einigen Nationen
nichtmal im Sommer ausgereizt werden!
Das macht doch schon einiges deutlich genug. Andererseits macht es im Winter ohnehin keinen Sinn zu flott unterwegs zu sein.
Als Fahrzeugführer können wir uns nicht auf den Code am Reifen berufen, sondern sind an die STVO beginnend mit §1 sowie andere Verhältnisse gebunden.
Du hattest Reifen getestet, ich habe die Produktion von Reifen live erleben können. Es dürfte bekannt und logisch sein, dass gewisse Einflüsse das Traktionsverhältnis eines Reifens verschlechtern.
Z.B. der Luftdruck des Reifen. Lange schon gab es in der Fahrzeugproduktion Planungen die Autos besser zu machen. Also nicht nur Kommunikation zu verbessern, Abstandswarner, Einschlafmelder, Einparkhilfen oder -automatiken betreffend.
Demnächst soll der jeweilige Reifendruck ans Amaturenbrett gemeldet werden, mit Alarm bei erreichen von kritischen Grenzwerten. Eine EU weite Einigung ist schon angelaufen.
Dich überraschten unterschiedliche Ergebnisse, obwohl gewisse Parameter ähnlich waren? Tja, wenn man verlernt , oder nicht gelernt hat in Zusammenhängen -im Sinne komplexer Abhängigkeiten- zu denken, kann manches überraschen.
Ich bekam mal den Auftrag die Vorderachsmontagemaschine zu kontrollieren, weil es dort im Produktionsprozess öfters Fehlermeldungen gab. Hatte mit der Autoproduktion ja nichts direkt zu tun, war nur Spezialist für gewisse E-Techniken.
Da mir die zu messenden Messwerte mir noch unbekannt waren, sodass ich mit den gelieferten Zahlen jeder Messung nichts anfangen konnte, besuchte ich zuerst die Abteilung Drehmomentprüfer.
Diese hatten regelmäßig beim Eichamt kontrollierte Prüfgeräte und entsprechendes Wissen. Somit hatte ich Ansprechpartner für Fragen und konnte die gelieferten Messwerte bewerten.
Ich kratzte mich damals minutenlang am Kopf, als die Herren Prüfer was von Streckgrenze erzählten. Und das beim zusammenbau der Radaufhängung. Da werden Teile so stramm auf Drehmoment angezogen, dass nur wenige Grade Drehwinkel mehr, die Schraubverbindung abreisst! Als ich das zum ersen mal begriff und im Zusammenhang mit Vorderachsaufbau eines Fahrzeuges hörte, bekam ich Zweifel und Skrupel.
Aber von den zig Millionen Fahrzeugen die vorher und ab dann das Werk verlassen haben, kam keines wegen Mängel am Vorderachsaufbau zu Schäden.
Mein Chef war sehr zufrieden mit mir und seinem Auftrag an mich, denn nach meiner Mess-Serie brachte ich gewisse "Kaufteile" der Vorderachse in die Eingangsinspektion, liess die dort laut Pflichtenheft prüfen.
Ganze Chargen angelieferter Teile wurden daraufhin verworfen und mussten schnellstmöglich vom Zulieferer ersetzt werden.
Welche Testprozedere bei Autoreifen gemacht werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Habe von einem Reifenhersteller zu einem Autohersteller gewechselt, im Fachbereich E-Technik.
Was dieser Autohersteller so alles testet ist mir zumindest teilweise bekannt. Etliches darf ich nicht sagen, Betriebsgeheimnis.
Aber loben über den grünen Klee kann ich sehr vieles durch mehr als 40 Jahre Betriebszugehörigkeit.
Es hat viel Spaß gemacht, dort zu arbeiten und in manchen Produktionsprozess technisch eingebunden gewesen zu sein.
Selbst die Zeiten der automatischen Radmontage waren interessant. Was Roboter so alles leisten können bezüglich Radmonatage am Fahrzeug, und wie schnell Roboter ersetzt werden können durch trainierte Leute war beeindruckend.
Aber die Technik siegte in diesem Bereich dann doch nicht. Die Roboter wurden bald wieder ersetzt durch Menschen die gewisse Handhabe-roboter bedienen.
Solche Fabriken sind für technisch begeisterte und Neugierige wie mich sehr interessant. Hätte zu gerne in manchem Forschungs- Entwicklungszentrum gearbeitet.
Freunde und Enkel waren begeistert, eine Werksbesichtigung mitmachen zu können. Interessant ist nicht nur die Technik eines Autowerkes, sondern auch das soziale und das Management.
Der Reifen, unser eigentliches Thema ist nur ein Teil des Ganzen!
Was mit diesen Kaufartikeln so ab Anlieferung geschieht, konnte und kann ich nachvollziehen, war ich teilweise -technisch- involviert.
Du hattest als Tester schon mal erhebliche Vorteile. Die Messergebnisse in diversen Zusammenhänge waren erkennbar unterschiedlich und keiner der Tester konnte erklären warum. Autofahrer und Reifenkäufer haben solcherlei Kenntnisse, Informationen nicht. Und in einer Reifen- oder Autofabrik haben die meisten auch nie gearbeitet.
Man sollte weniger auf Grenzwerte (Reifencodes) bei Winterreifen fixiert sein, sondern daran denken Wintereifen sind ein stärkerer Kompromiss für Fahreigenschaften von Reifen im Winter. Und in diesem Bereich -Winter- muss betreffend Fahreigenschaften wieder unterschieden werden, ob gut bei Schnee, oder ab welcher Kälte. Dann wird der Begriff Kompromiss verständlicher, bewusster.