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Autor Thema: Stress bei Immobilienverkauf  (Gelesen 5174 mal)

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Offline fröhlich

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Stress bei Immobilienverkauf
« am: 13. März 2007, 22:30:42 »
Kaum zu glauben was ich erlebe!

Da wurde vereinbart bei Schlüsselübergabe Kaufpreis per Scheck.
Mein Wunsch nach Scheckeinlösung bei meiner französischen Hausbank
auf Barauszahlung kam das blanke Entsetzen in den Gesichtern
der Bankangestellten auf.
Selbst mein Hinweis, daß es sich doch um ein Immobiliengeschäft handelt
und mit einem französichen ortsansässigen Notar ausgestellten Scheck dokumentiert ist
brachte keine Linderung.
Man will nun auch den Kaufvertrag als sogenannte Absicherung haben.
Nach meiner Kenntnis ist ein Notar in Frankreich ein Rechtsorgan und
der französischen Justiz verpflichtet bzw angegliedert.
Soviel Mißtrauen, oder ist es reine Schikane?

Jedenfalls werde ich den Kaufvertrag unter Protest vorlegen und eine
entsprechende schriftliche Erklärung verlangen.

Wer hat so etwas auch erlebt?
Gruß fröhlich

Offline Dieter12

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Stress bei Immobilienverkauf
« Antwort #1 am: 14. März 2007, 20:04:21 »
Hi Fröhlich,

Mir scheint Du lebst noch nicht so lange in F oder hast Dich einfach noch nicht von der d Gewohnheit lösen können, immer mit einem Bündel von Banknoten in der Tasche herumzulaufen. Franzosen haben selten mehr als 20€ in bar in der Tasche. Dieses liegt daran, dass man Vieles mit einem normalen Scheck bezahlt, der in D bereits vor einigen Jahrzehnten dann durch die d Erfindung "Euro"scheck abgelöst wurde. Eine f Sorte Euroscheck hat es nie gegeben, aber dafür eine sehr frühe Verbreitung von Bankkarten (carte bleue), als man in D "noch nicht wusste wie die aussehen" und mit der man heute fast überall und fast alles bezahlen kann. Diese historische Entwicklung macht sich dann bemerkbar, wenn die d und f Kultur aufeinanderstossen.
Die Gesichter der Bankangestellten kann ich also gut verstehen, zumal es sich bei dem Verkauf einer Immobilie sicherlich nicht um zwei Mark fufzig handelt.
Ansonsten bin ich nicht im Bankgeschäft zuhause, aber ich glaube, dass die f Banken ab bestimmten Summen Nachweise über die Geldherkunft von Gesetzes wegen bei der Zentralbank vorlegen müssen, um "Geldwäscherei" zu verhindern oder zu erschweren.

Gruss, Dieter

Offline fröhlich

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Stress bei Immobilienverkauf
« Antwort #2 am: 14. März 2007, 21:47:03 »
Zitat von: Dieter12
Hi Fröhlich,

Mir scheint Du lebst noch nicht so lange in F oder hast Dich einfach noch nicht von der d Gewohnheit lösen können, immer mit einem Bündel von Banknoten in der Tasche herumzulaufen. Franzosen haben selten mehr als 20€ in bar in der Tasche. Dieses liegt daran, dass man Vieles mit einem normalen Scheck bezahlt, der in D bereits vor einigen Jahrzehnten dann durch die d Erfindung "Euro"scheck abgelöst wurde. Eine f Sorte Euroscheck hat es nie gegeben, aber dafür eine sehr frühe Verbreitung von Bankkarten (carte bleue), als man in D "noch nicht wusste wie die aussehen" und mit der man heute fast überall und fast alles bezahlen kann. Diese historische Entwicklung macht sich dann bemerkbar, wenn die d und f Kultur aufeinanderstossen.
Die Gesichter der Bankangestellten kann ich also gut verstehen, zumal es sich bei dem Verkauf einer Immobilie sicherlich nicht um zwei Mark fufzig handelt.
Ansonsten bin ich nicht im Bankgeschäft zuhause, aber ich glaube, dass die f Banken ab bestimmten Summen Nachweise über die Geldherkunft von Gesetzes wegen bei der Zentralbank vorlegen müssen, um "Geldwäscherei" zu verhindern oder zu erschweren.

Gruss, Dieter
Hallo Dieter,
diese Plastikkartenbezahlerei mag  sicherlich ab und zu mal vorteilhaft sein, egal wer da der Besitzer ist. Auch spielt da die  f Kultur und d Kultur für mich keine Rolle. Ich gehöre allerdings zu jenen die Wert auf Bargeld legen und dabei immer im Vorteil sind wenn man sofort ein profitables  Geschäft abschließen will!
Trotzdem ist es ein unangenehmes Gefühl sich praktisch rechtfertigen zumüssen wenn man in einem Geldinstitut Bargeld ausgezahlt haben möchte wo in meinem Fall ein beauftragter Notar bei einem Immbilienverkauf tätig geworden ist. Eine "Geldwäscherei" kann hier nicht möglich sein, denn dieser Notar hat den Kaufvertrag angefertigt.

Gruß fröhlich

Offline fröhlich

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Stress bei Immobilienverkauf
« Antwort #3 am: 18. März 2007, 23:08:27 »
Hallo,
möchte mal weiter berichten was man in Frankreich so erlebt wenn man sein Haus verkaufen will!

Das läuft vereinfacht gesagt folgendermaßen ab:

Man hat einen Käufer, dieser schreibt einen Zettel ( Scheck ) gibt diesen seinem ausgewählten Notar
und man macht einen Vorvertrag.
Jetzt wird vereinbart etwa 10% bei Unterzeichnung des Hauptvertrages an den Verkäufer zuzahlen.
Am Unterzeichnungstag bekommt der Käufer diesen Notariatsscheck und geht damit zu einer Bank,
bei mir Credit Agricole.
Dort wird das Geld für eine Bargelauszahlung bestellt und nach langen Palaver über Geldanlageangebote
bekommt man dann einen Termin  am 4. Tag ( Samstag)  um das Geld zu holen. Ich war pünktlich da!
Am Tag wo man das Geld bekommen soll stellt sich auf einmal heraus, daß ein Irrtum vorliegt und das
Geld schon wieder in die Hauptzentrale zurückgegebenwurde, weil natürlich ich schuld war und nicht schon
am 3. Tag ( Freitag) das Geld geholt hatte.
Aussage der Bankangestellten: "Am Dienstag kann ich Ihnen das Geld geben, bist Mittag hab ich es eingenommen"!
Es hört sich an wie ein Witz, ist aber so man verlangt bei Geldabholung noch den Kaufvertrag weil man wörtlich:
"Ein Terrorist sein kann".
Hier traut die Filliale einer der größten Bank in Frankreich einem ortsbekannten Notariatsbüro in Forbach zu
einen Scheck auszustellen, wo ein terrorischtischer Hintergrund möglich sein kann.
Es ist wie im Film, aber nicht gerade die feine französische Art!

Der französische Käufer ist fein raus, sitzt in meinem Haus und ich muß mich mit Leuten rumärgern die ich eigentlich
garnicht kennenlernen wollte und hab den Restkaufpreis immernoch nicht erhalten!

So etwas sollte man als Frankreichfan auch einmal wissen......

Offline Uwe

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Stress bei Immobilienverkauf
« Antwort #4 am: 19. März 2007, 08:07:29 »
Zitat von: fröhlich
Der französische Käufer ist fein raus, sitzt in meinem Haus und ich muß mich mit Leuten rumärgern die ich eigentlich
Also irgendwie kenne ich das anders. Als wir unser Haus kauften (sinnigerweise am 1.April 2003) war das Geld auch noch nicht bei der Notarin gebucht. Dem Verkäufer gestatteten wir bei unserer Bank (BNPParibas) Einkunft einzuholen ob alles klar geht und worin die Verzögerung besteht. Nach dem Gespräch gestattete er uns also doch schon zum Termin einzuziehen obwohl noch kein Geld da war.

Jetzt kommts wir waren 2 Tage drin und irgendwie bekam die Notarin davon Wind und sagte wir müssen wieder raus bis alles unter Dach und Fach sei. Es war ein Kampf das Sie uns genehmigte die bereits eingestellten Möbel drin zu lassen. Wir musste noch 3 Tage im Hotel übernachten.

Das heißt, nach meiner Erfahrung kann man sagen das der Käufer nicht einziehen darf bevor das Geld entsprechend gebucht wurde.

Allerdings kann ich bestätigen das es mit der Credit Agricole zumindest nach dem was ich so höre desöfteren Ungereimtheiten gibt.

Ich denke geholfen hab ich dir nicht wirklich aber auch du wirst die Erfahrung gemacht haben das in Frankreich die Uhren anders laufen.

Vor allem langsamer.

An dieser Stelle muß ich jetzt auch mal ein gutes Wort für unsere deutschen Beamten einlegen.
Seit ich in Frankreich lebe weiß ich erst wirklich was Bürokratie bedeudet, die Deutschen erscheinen mir irgendwie flexibler und offener.

Grüßle
Uwe