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Autor Thema: Grenzgänger empört über Besteuerung - Demo 2. Oktober  (Gelesen 12653 mal)

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Offline Gabrielle

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Re: Grenzgänger empört über Besteuerung - Demo 2. Oktober
« Antwort #15 am: 30. September 2010, 17:19:04 »
Sorry, aber meine bisherige Tätigkeit von 42 Jahren 8 Monaten hat leider immer impliziert, dass ich meine kompletten Steuern in Deutschland zahlen "durfte".

Und mich regt es einfach nur auf, wie (auch einige hier) immer nur auf den "Kleinen" rumhacken!

Und dazu noch (m)eine kleine Anregung: Regt euch mal lieber darüber auf, WAS z.B. alles an Leistungen an die ach so armen, notleidenden Banken & Banker geht + die gesamte restliche Abzockerriege, die ich hier bestimmt bei so gut informierten Schreibern, als die sich ja einige outen, bestimmt nicht noch explizit auseinanderklamüsern muss?! Oder!?

Aber, scheint mir gute deutsche Tradition zu sein, kleinen Leuten ihren "€ 1" und die Verteidigung desselben zu missgönnen, das große Ganze aber aus den Augen zu verlieren.
So, und damit beende ich MEINE Diskussion - ist alles geschrieben.

Offline pifolog

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Re: Grenzgänger empört über Besteuerung - Demo 2. Oktober
« Antwort #16 am: 30. September 2010, 21:12:11 »
Hallo

Es geht nicht um 1€, es geht nicht um 10€, nicht um 100€. Es kann ruck-zuck um 1000, 2000 und sogar mehr als 3000€ gehen, oder monatlich 250€ lebenslang.
Die Aufregung ist also nicht über 'peanuts'.
Sapperlot, ich übernehme mal dein durchaus realistisches Szenario:
Da ist ein Franzose, der seit Jahren satte Löhne aus D kassiert (mehr als in F) und günstig in F versteuert hat (viel weniger als in D). Dann als Rentner (ich setzt noch eins drauf) hat er seine Bezüge weder in D noch in F deklariert und nicht versteuert, was jahrelang zu seinen Gunsten geklappt hat. Und jetzt kommt der deutsche Fiskus ihm auf die Schliche, verlangt in Zukunft Steuern und Nachzahlung sogar rückwirkend bis 2005. Die Schreierei ist groß, es muss manifestiert werden.
Wenn nur diese Altrentner  -in D heißen sie wohl seit 2005 Bestandsrentner-  betroffen wären,  dann würde ich solche Proteste mit Sicherheit nicht unterstützen.

Doch es geht um mehr.
Es geht einmal um den französischen Rentner, der seine deutsche Rente bisher in F deklariert hat. Bestärkt durch 'Steuerexperten' und den französischen Fiskus, der seine Steuererklärung jahrelang so akzeptiert hat. Nun fordert D zurecht (über die neugeschaffene Zuständigkeit Neubrandenburg) von ihm die Steuern nach. Nur wer hilft ihm gegen die doppelte Besteuerung? Wer besorgt ihm das Geld von F zurück?  Da gehen die Experten auf Tauchstation: ...ja da müsste man den Rechtsweg....

Es geht schließlich um alle Bezieher von Zahlungen aus deutschen öffentlichen Kassen, die im Ausland wohnen. Unabhängig von ihrer Steuerpflicht im Heimatland müssen sie diese Bezüge in D versteuern. Aber zu noch schärferen Bedingungen als der Inlandsdeutsche. Verschiedene in D übliche Abzugsmöglichkeiten werden ihnen versagt. Sogar der Grundfreibetrag, der ein steuerfreies Existenzminimum garantieren soll, ist gestrichen.
Fazit: Steuern im Heimatland plus extra für sie erhöhte Steuern in D.

Warum diese Regelung illegal ist?
In der EU haben wir ein Diskriminierungsverbot. Niemand darf wegen seiner Hautfarbe, Religion, Rasse, Herkunft, Nationalität oder seines Geschlechtes benachteiligt werden. Das ist verbindlich. Und niemand darf die Gleichbehandlung verweigern, mit dem Hinweis, der Betroffene kann ja Nationalität, Religion oder zynischerweise sein Geschlecht ändern.
Europa garantiert seinen Bürgern das Recht auf Freizügigkeit, also auch freie Wahl des Wohnortes. Wer davon Gebrauch machen will, muss keine Begründung geben oder den Nachweis einer Berechtigung abliefern. Er darf auch deswegen nicht mit staatlichen Sanktionen belegt werden.
Doch genau das macht der deutsche Fiskus mit seiner Regelung für 'beschränkt Steuerpflichtige'. Ohne sachlich berechtigtem Grund, nur wegen des Wohnorts.
Das nenne ich Diskriminierung, gegen die es sich zu wehren gilt.

Grüße

Offline sapperlot

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Re: Grenzgänger empört über Besteuerung - Demo 2. Oktober
« Antwort #17 am: 30. September 2010, 23:03:46 »
Also pifolog,

die Sache ist doch einfach die, daß diese Proteste genau und vor allem von deiner 1.Gruppe ausgehen, eben den transfrontaliers die Jahre, meistens jahrzehntelang sauber und ohne wehklagen wie selbstverständlich mehr eingesteckt haben als der Kollege, der zwar die gleiche Arbeit gemacht hat, den gleichen Lohn bekommen aber leider eben in D gewohnt hat. Genau die größten Nutzniesser der Grenze sind jetzt diejenigen, die jetzt am lautesten schreien, weil sie einmal nicht mehr bekommen wie alle anderen.
Gar nicht an die zu denke, die einfach schon mal laut aufschreien, kein Rentner sind und morgen wieder selbstverständlich sich aber den extra Teil Lohnsteuer in die Tasche stecken und über die Steuervorteile Wohnort Frankreich diskutieren...

Und es geht doch auch um den Rentner, der eben jahrelang keine Steuer (oder zu wenig Steuer) bezahlt hat - Glück gehabt, aber da soll man doch nicht meckern, weil man es irgendwann dann doch mal muß und nochmals: Die meisten haben von der Situtaion jahrzehntelang ihren Vorteil gehabt. Schau die Grenzgänger, die in Frankreich arbeiten und in Kehl wohnen, die hätten vielleicht einen berechtigten Grund. Die jahrelangen Nutznießer des System eher nicht! Ist eben meine Meinung!

Und schließlich hat das auch nix mit Diskrimnierung zu tun, denn ehrlich: wo bitte wird jemand wegen seiner Hautfarbe, Religion, Rasse, Herkunft, Nationalität oder seines Geschlechtes benachteiligt?
Der Wohnort zählt halt nu mal nicht als Diskriminierungsgrund und je nach Wohnort und damit Staat zahle ich seit jeher eine andere Steuer. Is halt so, sonst könnte ich ja wasweißich klagen, daß ich eben die Steuern von Bulgarien oder wasweißich zahlen will. Freizügigkeit ist ja jederzeit möglich, soll doch jeder wohnen wo er will. Wenn ich aber eben in einem Staat wohne, bin ich eben den dortigen Gesetzen unterworfen. Und wenn ich in einem anderen Staat was bekommen, unterliegt das halt eben auch dessen Gesetzen.
Und die Rente wird einfach zu einem inzwischen erheblichen Teil vom Staat und dessen Steuerzahler gezahlt und da ist es selbstverstädnlich dessen gutes Recht, die Steuern dafür selbst einnehmen zu wollen und nicht, daß sich ein anderes Land mit den Steuermillionen dann dessen Saatssäckel füllt.

Aber wie gesagt, am meisten stößt mir auf, daß genau die am lautesten schreien, die am meisten ihren Vorteil aus der Grenze haben/hatten. (Und braucht man sich am Ende auch nicht zu wundern, wenn der normale Bürger (=nicht Grenzgänger) in D und F die Grenzgänger als geldgeile Steuerflüchtlinge und Schmarotzer sieht.     
 
 

Offline khmer

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Re: Grenzgänger empört über Besteuerung - Demo 2. Oktober
« Antwort #18 am: 30. September 2010, 23:58:27 »

Warum diese Regelung illegal ist?
Europa garantiert seinen Bürgern das Recht auf Freizügigkeit, also auch freie Wahl des Wohnortes. Wer davon Gebrauch machen will, muss keine Begründung geben oder den Nachweis einer Berechtigung abliefern. Er darf auch deswegen nicht mit staatlichen Sanktionen belegt werden.
Doch genau das macht der deutsche Fiskus mit seiner Regelung für 'beschränkt Steuerpflichtige'. Ohne sachlich berechtigtem Grund, nur wegen des Wohnorts.

Das ist Fakt.
Ansonsten wird hier eine reine Neiddiskussion geführt.
Gibts ja oft. Bemerkenswert nur, daß ausgerechnet hier, wo es meist nur noch darum geht "alles rauszuholen, was irgendwie geht".

Nochmal: Die, die zur Demo aufgerufen haben, haben mit diesem Forum und seinen Schreiberlingen rein gar nichts zu tun.
Und ich wüßte auch nicht, daß Ihr hier explizit zur Teilnahme an der Minifestation aufgefordert wärt.
Ihr seid nicht eingeladen. Bleibt zu Haus, es geht nicht um Euch!
Ihr seid ca 35 Jahre nach den frz Fronatliers in Erscheinung getreten, Ihr ward überhaupt nicht vorgesehen.

Schade, dieses Forum hatte so einen guten Start vor Jahren.
Die Lust zu lesen - und noch mehr mich zu beteiligen - geht gegen Null angesichts dieser u.ä. Diskussionen.
Meine Beiträge sind eh schon länger stark rückläufig.
Aber das macht ja gar nichts, frisches Blut ist immer gut, Ihr werdet schon ordentlich reinschlagen, anderswo ist man ja auch nicht zimperlich.
Niveau? Klar, das richtige ist immer dasjenige dessen, der grad schreibt.
Das ist der Preis der Freiheit.
Dann zahl ich ihn halt und halt mal wieder eine zeitlang die Fr....

Ihr werdet es erleben (und die Neider-/Kritiker ertagen müssen): Das wird in Luxembourg gekippt werden.
Da bin ich ganz sicher, denn die "Fronatliers" waren einfach zu erfolgreich bisher - meist gegen den frz Staat.

Offline sapperlot

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Re: Grenzgänger empört über Besteuerung - Demo 2. Oktober
« Antwort #19 am: 02. Oktober 2010, 11:39:36 »
Ansonsten wird hier eine reine Neiddiskussion geführt.
Gibts ja oft. Bemerkenswert nur, daß ausgerechnet hier, wo es meist nur noch darum geht "alles rauszuholen, was irgendwie geht".
Erklär doch mal, wo es hier bitte denn hier um eine Neiddiskussion geht. Die meisten die hier diskutieren sind doch in der genau gleichen Situation, also gleiche lage,Vorteile etc, also um welchen Neid soll es denn bitte gehen? Und wenn man sagt, daß man mit den Vorteilen, die man Monat für Monat gegenüber jedem Kollege der in D wohnt hat, doch mehr als zufrieden sein kann und eigentlich keinen Grund jetzt laut aufzuschreien, dann sind die du angreifst eigentlich genau die eben nicht zur  "alles rausholen" Mentalität gehören, während du ..... Wie heißt es so schon, wer auf anderen mit dem Finger zeigt merkt meistens nicht, daß vier Finger auf ihn zeigen.
Und ich wüßte auch nicht, daß Ihr hier explizit zur Teilnahme an der Minifestation aufgefordert wärt.
Ihr seid nicht eingeladen. Bleibt zu Haus, es geht nicht um Euch!
Ihr seid ca 35 Jahre nach den frz Fronatliers in Erscheinung getreten, Ihr ward überhaupt nicht vorgesehen.
Sorry aber das ist schlicht eine arroganten und ziemliche Frechheit. Du labberst groß von Freizügigkeit, EU usw. aber wenn es dir gerade in den Kram paßt, ist der eine, weil er eben den richtigen Paß hat, Geburtsort etc. plötzlich was Anderes/Besseres und derjenige der da ein scheinbar besondere Rechte hat, während der andere einfach das Maul halten soll, zumal er deiner Meinung wohl ja allenfalls eine Mißbildung der Geschichte ist, jedenfalls nicht vorgesehen. Schlicht Unsäglich, und man hätte glatt meinen können, das solch nationalistisch beschissenes Gedankengut nach 50 Jahren EU und gerade und ganz zuvorderst bei den Transfrontaliers/Grenzgänger eigentlich überwunden sein sollte. Unsäglich!

Nur mal nebebie zu deiner Info, das in der EU alle EU-Bürger die gleichen Rechte haben und eben nicht nach Pass und Herkunft unterschieden wird. Und ein Deutscher mit Wohnort Lothringen und Arbeitstelle Saarland vor dem Gesetz genau gleich ist und keinen deut weniger wert ist als ein Franzose mit gleichem Wohnort/Arbeit. Gleiche Vorteile, gleiche Probleme und sicher gleiches Recht.
Herzlich willkommen im 21.Jahrhundert!


PS:
... zur Teilnahme an der Minifestation aufgefordert...
Da sag ich nur LOL!

Offline pifolog

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Re: Grenzgänger empört über Besteuerung - Demo 2. Oktober
« Antwort #20 am: 03. Oktober 2010, 20:20:03 »
Hallo,

zur Demo:
Das benachbarte SR-Fernsehen meldet 1500 Teilnehmer. Kundgebung vor dem Palais de Justice, anschließend 5km Marsch an der Sous-Préfecture vorbei, über die Grenze nach Deutschland bis ins saarländische Hanweiler-Bad Rilchingen und zurück.
Nur Rentner?
Direkt um mich herum sind beruflich Aktive, Alter so um die 50. Auch 1 retraité, französischer Ex-Polizist, warum er hier ist: Solidarität. Er hat Betroffene bei seinen Freunden. Viele Ältere, wenig Junge. Französische, deutsche und Luxemburger Gewerkschafter. Die Stimmung ist wohltuend unaggressiv, manchmal familiär. Eine zur Verkehrsregelung eingesetzte Polizistin wird aufgefordert, den Verkehr sein zu lassen und mitzumachen. Sie lehnt belustigt ab, vielleicht ein anders Mal.
Doch wo waren die lautesten Schreier, die größten Schmarotzer?  Sie, die jahrzehntelang von der Steuer profitiert haben, die bis 2005 ihre Rente fast nie versteuern mussten?
Sehr spärlich vertreten. Ob ihr hohes Alter von weit über 70, fehlende Rollstühle oder endbiologische Fakten ihre Kritiker milder stimmen können?

Zur Sache:
Der Organisator der Veranstaltung war das Comité de la Défense des Travailleurs Frontaliers de la Moselle. Das ist eine Interessenvertretung der Grenzgänger. Die darf parteilich sein und auch laut, zumal sie nicht über die großen Geldbündel verfügt, die eine 'diskrete' Lobby-Arbeit ermöglichen.
(Denn nur mit vollen Hosen ist gut stinken)

Ja, die Grenzgänger von F nach D zahlen weniger Einkommensteuern als ihre Kollegen in D. Das geschieht aufgrund eines Abkommens, in dem Politiker festgelegt haben, welcher Staat das Recht zur Besteuerung hat. Und da will der deutsche Fiskus schon extrem mehr Geld als der französische und mit der verschärften Rentenbesteuerung eben noch mehr.
Raffgier, alles wollen, den Hals nicht vollkriegen? Auf wen trifft das hier zu?

Die Frontaliers fordern keine Extrawurst, sondern Gleichbehandlung. Nämlich, dass sie auf ihre in D steuerpflichtigen Bezüge, die auch nur dem deutschen Steuerrecht unterliegen, an Deutschland nicht mehr bezahlen müssen als ein gleichgestellter Inländer.
(Die Frage nach der Besteuerung im Wohnsitzland -mit Progression-  ist hiervon überhaupt nicht betroffen)

Ich bemühe mich keine persönlichen Angriffe, Unterstellungen oder Diffamierungen gegenüber Foristen abzuliefern. Einen harter Ton in der Sache, etwas Ironie halte ich für erlaubt.
Ich bin froh, dass dieses Forum nicht das Krawall-Niveau von zB Deutschlands größtem Pöbel-Forum bei spiegelonline hat.
Ich möchte, dass es hier weiterhin angenehm bleibt.

Grüße