ich kann deine Äußerungen zum großen Teil nachvollziehen, verstehen. Nur machst du es dir mit dem Thema geplante Obsoleszens zu einfach.
Glaubst du im Ernst, du könntest irgendein Gerät erstmal kostenlos erwerben um es zu Testen? Nö, garntiert nicht. Das generelle Motto lautet, so gekauft wie gesehen, oder den Werbeversprechen geglaubt.
Ich kenne die damalige Zeit und Berufswelt auch. Ich war zwar kein RF-Techniker sondern im Automotive-Sektor im Sektor Instandhaltung und Werk am laufen halten beschäftigt. Konnte nebenher auch Rundfunkgeräte reparieren, ließ mich sogar auf einen Nebenjob bei einem gerade erst in Betrieb gehenden RF-Techniker ein. Allerdings nur so lange, bis dieser jemand fest einstellen konnte.
Interessant war, überall bei den Verkäufern zu hörenden Argumenten, die Erzeugnisse von Telefunken seien die Besten. Dagegen könnte kein Grundig, kein Saba, kein Nordmende und vor allem kein Phillips-Erzeugnis mit halten.
Das war damals schon super organisierte Lügerei, den Telefunken war sehr oft sinngemäßer Schrott. Warum also war Telefunken von verkaufenden Betrieben fälschlich als das Beste genannt. Ganz einfach, deren Verkaufssystem nannte sich Kommisionsware.
Zwischenfrage, bringst du deine technischen Fähigkeiten irgendwo nutzbringend ein? Zum Beispiel in Repaircafes. Ich tue das bei einigen und erlebe somit einiges, was du vielleicht nicht erlebst.
Ich hatte vor kurzem einen neuen, angeblich guten Papierschredder gekauft, der natürlich nur gelobt wurde, und was kaufverhindernd gewesen wäre, nicht publiziert wurde. Erst nach erhalt, auspacken und durchblättern der Bedienungsanleitung wurde davor gewarnt, das Gerät länger als 3 Minuten zu benutzen. Danach müsse eine 30 minütige Pause eingelegt werden.
Obwohl das Gerät laut Herstellerangaben bis zu 8 Seiten gleichzeitig eingeführtes Papier problemlos in 5 mm kleine Quadrate schreddern kann, habe ich maximal 3 Seiten eingeführt. Hatte keine Stoppuhr mitlaufen lassen, aber gefühlt nicht länger als 3 Minuten geschreddert. Es dauerte keine Ewigkeit, dann ging plötzlich gar nichts mehr. Sofort Verkäufer kontaktiert, dem erklärt ich habe das Gerät zwecks Untersuchung auseinander gebaut und ermittelt, der Motor sei trotz Thermosicherung von 50 Grad kaputt. Ersatz konnte Verkäufer nicht liefern, und bevor ich das groß Publik machen würde, schickt er mir ein kostenloses Neugerät.
Was nützt eine Thermosicherung per Kabelbinder am Motor angebracht, wenn dies kein wirksamer Schutz darstellt. Mein alter Papierschnipsler hielt 20 Jahre durch. Der hatte keinen Motordefekt, bei dem war das Schneidewerkzeug sinngemäß primitiv, zerstückelte nicht mehr gut genug.
Dagegen war das Schneidewerkzeug des neu gekauften Gerätes super konstruiert, incl. Getriebe daran. Nur der Motor war extrem auf Leistungsgrenze ausgelegt, also am falschen Platz gespart worden, bzw absichtliche Sollbruchstelle.
Du müsstest es doch als RF-Techniker besser wissen. Bewusst gemachte Konstruktionsfehler müsstest du doch kennen. Elkos ziemlich nahe an ihrer Spannungsgrenze betreiben, sehr oft in der Nähe von extrem wärmestrahlenden Bauteilen plaziert usw, müssten doch bekannt sein.
In industriellen Anlagen gab es solche Auffälligkeiten nicht, oder kaum.
Bis Ende 90 lief alles in Sachen Reparaturen und Fachabteilungen dafür sehr gut. Dann war die Rede davon, es müsste dringend die Ersatzteil-haltung, Lagerung, -organisation verbessert werden, weil das angeblich steuerlich und versicherungsrechtlich mehr kosten würde. Plötzlich wurden Lagergüter größeren Wertes zertrümmert und entsorgt. Und es wurden immer weniger Reparaturen nötig, und somit immer weniger Spezialisten.
Fast jeder Depp brauchte nur noch Baugruppen aus zu tauschen und nichts davon zur Elektronikwerkstatt bringen. Wegwerfen war billiger.
Als nächstes erlebte ich 2007 die Ansage unseres Werkleiters und unserer Ingeniörsabteilung, es käme eine nicht abzuwendende Änderung auf alle Firmen zu, die sie nicht verhindern könnten. Man nannte dies unabwendbare Neubewertung aller Arbeitsplätze im Werk und allen Werken.
Zwar würden alle bisherig qualifizierten weiterhin ihr Gehalt erhalten und nichts verlieren. Es beträfe nur alle Neueinstellungen und alle Auszubildeten.
Das war der Vorreiter des angeblichen Facharbeitermangels. Nur noch nicht als solches erkennbar. Unsere Ingenieurabteilung wurde nun sinngemäß klein gehalten, Qualität war nicht mehr so wichtig, die BWL er hatten mehr Verfügungsgewalt als die Ingenieure, Techniker.
Es gibt also nicht nur geplante Obsoleszens. ;-) Profitmacherei war das Leitmotiv geworden.
Gruß
Helmut