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Autor Thema: Steuer nach Heirat  (Gelesen 8555 mal)

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Offline Alice

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Steuer nach Heirat
« am: 13. Juli 2012, 21:29:09 »
Hallo ihr Lieben,

ich habe viele Beiträge hier gelesen und trotzdem die Antwort auf meine Frage nicht gefunden. Daher hoffe ich auf eure erfahrenen Antworten  :doppeld:

Unsere Situation ist:
Ich bin Deutsche und bekomme Arbeitslosengeld vom Pole emploi in Wissembourg, ledig und 1 Kind.
Mein Verlobter ist Franzose und arbeitet als Grenzgänger in Deutschland. Wir wohnen alle in Frankreich.

Jetzt die Frage: Wir heiraten 2013. Jetzt überlegen wir, standesamtlich schon dieses Jahr zu heiraten. Ich habe aber gehört und teilweise im Netz gelesen, dass es sogar steuerliche Nachteile geben kann nach der Heirat. Stimmt das? Haben wir mehr Abgaben nach der Hochzeit? Wir heiraten zwar auf jeden Fall, aber möchten schon wissen, womit wir danach rechnen können/müssen.

Habe schon gelesen, dass ein Steuerberater in KA hier empfohlen wurde, werden wir evtl. auch kontaktieren. Wenn ihr aber was dazu sagen könnt wäre es super lieb. Danke schonmal und ein schönes Wochenende.

Melli  :winkerwinker:
Viele Grüße :-)

banjo

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Re: Steuer nach Heirat
« Antwort #1 am: 14. Juli 2012, 10:05:04 »
Ich kann Dir von unserer Hochzeit im Juni 2007 berichten, beide angegestellt in D, wohnhaft in F:
VOR der Hochzeit macht jeder seine Erklärung selbst. Jeder hat seine Freibeträge, zahlt nachher sagen wir 30% Steuer.
NACH der Hochzeit macht Ihr eine gemeinsame Erklärung (Einnahmen werden addiert Freibeträge für jeden berücksichtigt), in der Summe also gibt es quasi keine Änderung.
Interessant ist das Jahr der Hochzeit, denn hier macht Ihr 3 Erklärungen: Bis zum Tag der Hochzeit jeder seine, ab dem Tag der Hochzeit eine gemeinsame. Und bei allen 3 werden die Freibeträge berücksichtigt (anteilig, also in der Summe unverändert), aber: die 3 Erklärungen werden inder Steuertabelle wie 3 verschiedene Einkommen betrachtet, d.h. die Steuerlast ist wesentlich geringer.
Nun kannst Du erkennen, dass es - rein steuerlich gesehen - ungeschickt ist, am Anfang oder Ende des Jahres zu heiraten. Ideal ist, in der Jahresmitte zu heiraten.

Beispiel:
Hochzeit am 1. Februar
2 Erklärungen getrennt für Januar: kaum zu versteuerndes Einkommen (z. Bsp. 3000.-) -> niedriger Tabellenwert ->keine Steuer
1 Erklärung für Feb-Dez: "hohes" zu versteuerndes Einkommen (z. Bsp. 3000.- *11= 33000.-) -> hoher Tabellenwert -> hohe Steuer auf hohes Einkommen (30% auf 33T€ = 9900€)

Hochzeit am 1 Juli:
2 Erklärungen Jan-Jun: 3000.- *6=18000.- ->niedriger Tabellenwert, d.h. niedriger Satz, z. Bsp. 14% auf 18000.- =2520.-
1 Erklärung Jul-Dez: dasselbe (wenn Du kein Einkommen hast): 2520.-
Ergo: 5080.- Steuer gegenüber 9900€ -> 4860.- gespart *nur im Jahr der Hochzeit*, danach gehst normal weiter. Es lohnt sich also - rein fiscal gesehen - öfter zu heiraten  :zwinkern:

Die angenommenen Werte sind *Beispiele*, die nicht unbedingt den realen Steuersätzen entsprechen. Sie sollen nur das Prozedere verdeutlichen. Je nach persönlichem Einkommen und Familienstand kann dies variieren. Insofern wende Dich an den besagten Steuerberater in Karlsruhe (möchte keine offizielle Werbung hier machen, schicke jedem die Adresse aber gerne per PM) und lass Dich beraten. Ich bekomme keine Provision dafür.

Für 2011 (Steuererklärung 2012) galten diese Steuersätze:

bis 5 963 Euro - 0 Prozent
von 5 964 bis 11 896 Euro - 5,5 Prozent
von 11 897 bis 26 420 Euro - 14 Prozent
von 26 421 bis 70 830 Euro - 30 Prozent
mehr als 70 830 Euro - 41 Prozent

Offline Alice

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Re: Steuer nach Heirat
« Antwort #2 am: 14. Juli 2012, 10:28:18 »
Hallo Banjo,

lieben Dank :-)! Dieses Beispiel hatte ich auch irgendwo gelesen. Wenn ich alles richtig verstehen, in den Jahren NACH der Hochzeit bezahlen wir also MEHR Steuern als je zuvor. Kurz zusammengefasst bedeutet das doch, dass sich eine Hochzeit negativ auf das Familieneinkommen auswirkt oder?

Es führt kein Weg an einem Steuerberater vorbei..was für ein Dschungel.

Weißt du bzw. weiß jmd von euch, ob mein Geld vom Pole emploi als zu versteuerndes Einkommen in F gilt? Also wird das Gehalt meines Mannes dann auf mein AG addiert?
Und zählt mein Kind als Faktor für unser Familieneinkommen, obwohl es nicht das Kind meines danach Mannes ist?

Lieben Dank und einen schönen Samstag trotz dem sch-regens  :zwinkern:

Melli
Viele Grüße :-)

banjo

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Re: Steuer nach Heirat
« Antwort #3 am: 14. Juli 2012, 11:09:14 »
nein, im Endeffekt zahlst du nicht mehr, denn in der Steuertabelle wird berücksichigt, dass es 2 Personen sind, die die Erklärung abgeben. Es gib dann sowas wie einen Korrekturfaktor.

Bzgl. Arbeitslosengeld kann ich Dir leider nicht sagen, glücklicherweise sind wir bisher davon verschont geblieben.

PS: Aus Sicht eines Frosches ist das heute kein SCH-wetter  :) Es kommt immer auf die Perspektive an!

Offline Alice

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Re: Steuer nach Heirat
« Antwort #4 am: 14. Juli 2012, 11:21:13 »
Hihi ja da hast du Recht, ein Frosch hat heute seine wahre Freude  :eijoo:!!

Ah ja, das vergaß ich, da gibt es noch den Faktor für verheiratet und dann für jedes Kind 0,5 mehr gell..

Liebe Grüße, Melli :winkerwinker:
Viele Grüße :-)

Offline pifolog

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Re: Steuer nach Heirat
« Antwort #5 am: 14. Juli 2012, 12:12:48 »
Wenn ich alles richtig verstehen, in den Jahren NACH der Hochzeit bezahlen wir also MEHR Steuern als je zuvor. Kurz zusammengefasst bedeutet das doch, dass sich eine Hochzeit negativ auf das Familieneinkommen auswirkt oder?

Das kann man so nicht sagen. Zwar zahlte man in Jahr der Eheschließung weniger Steuern als in den Folgejahren, aber dann nicht mehr als die beiden Unverheirateten in der Zeit vor Eheschließung. Den Effekt der niedrigen Steuern gab es nur einmalig im Hochzeitsjahr.
Der Grund, mit den erlaubten 3 Steuerklärungen konnte man die steuerfreien oder niedrigen Eingangsbeträge (5963 zu 0% und 5633 zu 5,5%) gleich 3 mal abgreifen.
Ab 2012 geht das nicht mehr. Entweder erklären die Jungverheirateten gemeinsam oder jeder für sich getrennt, jedoch immer für das gesamte Jahr. Somit spielt das Hochzeitsdatum keine Rolle mehr.

Das Kind zählt als 'Faktor' wenn es zum gemeinsamen Haushalt gehört. Allerdings ob mit 0,5 oder 0,25 hängt vom Sorgerecht und den Unterhaltszahlungen ab. Da würde ich einmalig einen Steuerberater einschalten.


Offline Alice

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Re: Steuer nach Heirat
« Antwort #6 am: 14. Juli 2012, 12:41:27 »
Hallo pifolog,

supi, dass ist wieder eine gute Info, dass das Kind zählt, wenn es zum gemeinsamen Haushalt gehört. Lieben Dank :-)!
Jetzt bin ich ja schonmal erleichtert, dass es zumindest kein finanziellen Nachteil ist, verheiratet zu sein, das wäre ja auch schade. Wenn wir wenigstens das Gleich haben wie vorher, ist ja gut.

Liebe Grüße, Melli  :doppeld: :winkerwinker:
Viele Grüße :-)

Offline meNAce_d

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Re: Steuer nach Heirat
« Antwort #7 am: 14. Juli 2012, 14:12:29 »
Hi Zusammen

Also wir zählen seit wir verheiratet (vorher pacsé) sind definitiv weniger steuern!
Vorallem, die Wohnsteuer ist geringer.
Meine Frau hat ein Kind aus erster Ehe das mit 0,5 angerechnet wird und auch so von dem saargemünder Finanzamt akzeptiert wurde!

Gruß

Offline Alice

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Re: Steuer nach Heirat
« Antwort #8 am: 14. Juli 2012, 14:21:37 »
Hallo menace,

das klingt sehr gut, danke für die Info :-)!!
Darf ich noch fragen ob ihr beide arbeitet und Grenzgänger seid?

Liebe Grüße, Melli  :winkerwinker:
Viele Grüße :-)

Offline meNAce_d

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Re: Steuer nach Heirat
« Antwort #9 am: 14. Juli 2012, 15:01:01 »
Beide Grenzgänger
Ich Vollzeitbeschäftigter , sie Teilzeit

Gruß

Offline Alice

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Re: Steuer nach Heirat
« Antwort #10 am: 14. Juli 2012, 15:43:35 »
 :Hands:
Viele Grüße :-)