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Autor Thema: kann man Sanierungsmaßnahmen steuerlich geltend machen ?  (Gelesen 13781 mal)

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Offline Ralph

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Re: kann man Sanierungsmaßnahmen steuerlich geltend machen ?
« Antwort #15 am: 25. August 2011, 09:12:42 »
Hallo Mathis,

die Gebäudehülle ist die wirksamste Methode den Energieverbrauch einzudämmen - im wahrsten Sinn des Wortes.
Wärmeverluste im Haus - Dach 30%, Fassade 25 %, Fenster 15 %, Türen 15%, Keller 15 % (Quelle Rockwool).

Ich habe vor 10 Jahren mit Zwischensparrendämmung angefangen - soviel wie die alten Sparren hergaben (ist meist nicht so viel). Alles gedämmt mit Steinwolle - etwas anderes kommt für mich als Dämmung nicht in Frage. Dann eine gute Dampfsperre (enorm wichtig ist die saubere Verarbeitung damit alles dampfdicht ist). Davor kannst Du nochmals ca. 2 - 3 cm Steinwolle packen - kommt auf die Dämmdicke unter der Dampfsperre an.
Dann Deine Innenverkleidung - Rigips oder Holz je nach Geschmack - voila, Du merkst den Unterschied sofort. Eine lohnende Investition und eigentlich relativ einfach zum selbermachen.
Wenn Du das Dach neu machst ist eine Aufsparrendämmung sehr sinnvoll - auch hier bevorzugt Steinwolle (PU ist bei Regen zu laut) - da dann die Kältebrücken der Dachsparren wegfallen.

Übrigens wird es 2012 eine neue ENEV geben die die Anforderungen die jetzt schon sehr hoch sind um nochmals 20-30 % erhöhen. Das sind teilweise dann schon Dämmstoffdicken die nicht mehr handelbar sind und auch nicht mehr unbedingt Sinn machen.
Aber die Bundesregierung versucht halt Ihre CO2 Grenzen hinzubekommen.

Gruß Ralph
« Letzte Änderung: 25. August 2011, 11:28:24 von Ralph »
Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.  Curt Goetz

banjo

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Re: kann man Sanierungsmaßnahmen steuerlich geltend machen ?
« Antwort #16 am: 25. August 2011, 10:20:48 »
Hallo Ralph,
hallo Mathis,

ein paar "Einwürfe":
- welche energetische Sanierungsmaßnahme die Geeignete ist, hängt vom Objekt, den Umbaumaßnahmen und dem Geldbeutel ab. Eine Mineralwollefaserdämmung (gerne auch "Gelbes Gold" genannt =D) ist nicht in jedem Fall das Ideale. Die heute in D von der ENEV 2009 bzw. DIN V4108-6 / DIN V 4701-10 für Wohngebäude vorgeschriebenen Wärmedurchgangskoeffizienten (Bauteilnachweise) sind mit Zwischensparrendämmungen bei wirtschaftlicher Sparrenhöhe quasi nicht mehr erreichbar. Weiche Dämmungen bieten zudem oftmals ideale Nistmöglichkeiten für Kleingetier wie Marder, Mäuse und Wespen.
- Polysterolhartschaumplatten bzw. verwandte Produkte als Aufsparrendämmung mit aufkaschierter regendichter Folie bieten  - da durchgehend - die besten Dämmeigenschaften, da bei sauberer Verlegung keine Wärme(!)brücken entstehen. Leider hat der Schaum bei der Herstellung ein schlechtere Umweltbilanz, ebenso bei der Entsorgung. Es lässt sich jedoch schnell und einfach - auch vom Laien - verlegen und bildet sofort eine regendichte Dachhaut. Nenneswerte Lärmbelästigung bei Regen gibt es nicht. Oftmals ist die erhöhte Ortgangansicht durch die Aufsparrungdämmung nicht gewollt.
- eine Dampfsperre ist nicht immer die erste Wahl. Insbesondere beim Dach ist eine Untersuchung des Taupunktsverlaufs in Abhängigkeit des Dachaufbaus durch ein Ingenieurbüro oder einen fähigen Dachdecker sowie eine dauerhaft funktionierende Dachentlüftung in Verbindung mit einem diffusionsoffenen Aufbau sehr wichtig. Warmdächer ohne Entlüftung würde ich niemandem empfehlen. Eine Dampfbremse reicht meistens aus, bei einer Dampfsperre lebt man "in einer Tüte" und kann gerade beim Einbau moderner hochdichter Fenster und mangelnder Lüftung über kurz oder lang zu einem überfeuchteten Raumklima und dann bei Wärmebrücken zu Schimmelbildung führen. Mein Dach hat weder Dampfbremse noch -sperre und funktioniert trotzdem.

Zitat
Davor kannst Du nochmals ca. 2 - 3 cm Steinwolle packen - kommt auf die Dämmdicke unter der Dampfsperre an.
Wenn eine Dampfsperre/bremse verbaut wird, dann ist sie immer innenliegend an der Grenze Dämmung ./. Warmseite Gebäude. Es sollte niemals eine "Innendämmung", d.h. einen Dämmung zw. Dampfsperre/bremse und Innenraum verbaut werden. Es kann sonst u.U. zu Tauwasserausfall an der Dampfsperre kommen.


Ich habe mein Dach vor 2 Jahren saniert, dabei die Sparrenzwischenräume mit Zelluloseflocken ausblasen lassen (ca 10cm Dämmhöhe) und dann eine Aufsparrendämmung mit Bauder Dämmplatten 16cm (U-Wert 0,18 W/(m²K)) aufgelegt. Darüber eine 4cm Lüftungsebene und eine Ziegeleindeckung. Seitdem habe ich den halben Gasverbrauch imJahr und auch bei der aktuellen Hitze eine angenehme Temperatur im Haus.

Ihr könnt sehen, dass viele Komponenten eine Rolle spielen. Eine Beratung durch einen guten Energieberater halte ich für sinnvoll und gut investiertes Geld.

Offline Ralph

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Re: kann man Sanierungsmaßnahmen steuerlich geltend machen ?
« Antwort #17 am: 25. August 2011, 11:26:02 »
Hallo Banjo,

sorry - aber das was Du da schreibst ist so nicht ganz richtig.

Gut - beim Thema Dämmstoff kann man noch darüber philosophieren - ich bin seit über 20 Jahren in diesem Geschäft und habe da meine eigene Meinung.
( und nein - ich arbeite nicht bei Rockwool  =D )
Der Begriff Mineralfaser steht sowohl für Glas- als auch für Steinwolle. Die beiden Materialien haben völlig unterschiedliche Eigenschaften .
Übrigens solltest Du Dir mal den Brand eines Daches ansehen wo EPS eingebaut ist - das nur am Rande.

Bei der WDVS Fassade ist wiederum EPS der gängigste Dämmstoff (hier momentan WLG031 die wirtschaftlich beste Dämmwirkung) . Aber wir waren ja beim Dach.

Das was Du zum Thema Dämmung vor der Dampfsperre (eine Dampfbremse gibt es übrigens genaugenommen nicht - das ist kein genormter Begriff und völlig irreführend) schreibst - ist nicht ganz richtig.
Grundsätzlich sollte natürlich die Dämmung vom Raum aus gesehen hinter der Dampfsperre sein (dampfdicht ist übrigens sd > 1.500 m - kann sich jeder selbst seine Gedanken machen wie "gut" übliche Produkte mit einem SD Wert von 100 m sind).
Aber eine kleine Schicht davor (max. 20 % der Gesamtdämmdicke bei Räumen mit normaler Luftfeuchtigkeit) geht bauphysikalisch in Ordnung und ist eine gute Möglichkeit einer zusätzlichen kleinen Dämmebene bei den doch meistens geringen Sparrenhöhen von Altbauten. Außerdem auch gut für Elektoinstalation zu nutzen.

Ich gebe Dir recht das die bei Altbauten vorhandene Sparrenhöhe oft nicht ausreicht die Anforderungen der ENEV zu erfüllen (die übrigens nicht für Frankreich gilt) . Außerdem hast Du damit recht das im Steinwollesegment momentan beim Dach max. WLG035 hergestellt werden kann - beim Innenraum ist Rockwool mittlerweile bei WLG019 (angestrebt ist das auch beim Dach).
Allerdings sind auch 120 oder 140 mm in WLG035 besser als nichts - und da gibt es noch viele Neubauten in Frankreich deren Dach nicht gedämmt wird.

Die Aufsparrendämmung ist - wie schon beschrieben - die beste Möglichkeit. Aber lohnt sich der Aufwand meiner Meinung nach nur dann wenn im Zuge einer Sanierung auch die Deckung neu gemacht wird - ansonsten doch sehr aufwändig .
Auch da würde ich persönlich eher zur Steinwolle greifen. Bei Regen hört man den Unterschied zu PU / PIR sehr deutlich.
Natürlich ist hier in der Dämmwirkung deine eingebaute Bauder PIR Dämmung (hat übrigens nichts mit Polystyrol zu tun sondern mit Polyurethan) im Vorteil.

Deine Zwischensparrenlösung kommt für mich aus mehreren Gründen nicht in Frage.
Einmal hat Zellulose eine WLG von 045 bzw . max. 040. Dann ist es i.d.R. Brandklasse B2 - höchstens B1 (Steinwolle A1 - nicht brennbar).
Außerdem ist es ein organischer Dämmstoff - organische Stoffe neigen immer dazu im Laufe ihres Lebens zu zerfallen (hast Du schon mal 40 Jahre alte Korkdämmung in den Fingern gehabt ? ) .
Um den Brandschutz zu verbessern und um Schimmelbildung zu vermeiden werden ca. 20% Borsalze hinzugefügt. Das würde ich nicht in meinem Haus haben wollen.

Deinem Schlußsatz kann ich jedoch wieder uneingschränkt zustimmen.
Jedes Haus ist unterschiedlich und es sind viele Dinge zu beachten. Eine gute Beratung ist unerlässlich und damit auch das Hauptproblem - wie finde ich einen guten und seriösen Berater....

Wer sein Dach nicht ausgebaut hat - erreicht auch mit der Dämmung der obersten Geschoßdecke eine gute Verbesserung - und die selbst zu verlegen ist Kinderleicht.

Gruß Ralph
« Letzte Änderung: 25. August 2011, 11:40:38 von Ralph »
Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.  Curt Goetz

banjo

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Re: kann man Sanierungsmaßnahmen steuerlich geltend machen ?
« Antwort #18 am: 25. August 2011, 11:57:44 »
Hi Ralph,

"Dampfbremse" ist kein Normbegriff - korrekt. Es beschreibt nur Folien oder Pappen, die durch ihre Struktur die Dampfmoleküle mehr oder weniger durchlassen. In den Berechnungsprogrammen lassen sich solche Bremsen über den Sd-Wert abbilden -sofern der Hersteller ihn korrekt liefert.

Ich habe ein Holzhaus - bei einem Brand ist es dann völlig unerheblich, ob die Dämmung etwas mehr oder wenige mit brennt...
Selbst einem nicht-Holzhaus (ein Nachbar hat gerade ein Haus komplett aus Stahl bekommen - sowas) brennt der Dachstuhl im Falle eines Brandes ab - ob mit oder ohne hohem Brandschutz.

Zitat
Aber eine kleine Schicht davor (max. 20 % der Gesamtdämmdicke bei Räumen mit normaler Luftfeuchtigkeit) geht bauphysikalisch in Ordnung und ist eine gute Möglichkeit einer zusätzlichen kleinen Dämmebene bei den doch meistens geringen Sparrenhöhen von Altbauten. Außerdem auch gut für Elektoinstalation zu nutzen.
Ja, klar, sofern dort kein Tauwasser ausfallen und stehen bleiben kann, z. Bsp. durch unzureichende Dämmung darüber oder eine Wärmebrücke, kann man das machen. Ich würde es nicht tun, sondern den Zwischenraum "belüftet" lassen, damit das Wasser ggf. auch weg kann.

Zitat
Räumen mit normaler Luftfeuchtigkeit
Definiere das mal. Kannst Du nicht - da die tatsächlich Luftfeuchte tempetarur- und Verhaltensabhängig ist (Pflanzen, Zimmerspringbrunnen, kochen, Wäsche trocken, bügeln usw.)

Zitat
Die Aufsparrendämmung ist - wie schon beschrieben - die beste Möglichkeit. Aber lohnt sich der Aufwand meiner Meinung nach nur dann wenn im Zuge einer Sanierung auch die Deckung neu gemacht wird - ansonsten doch sehr aufwändig .
Auch da würde ich persönlich eher zur Steinwolle greifen. Bei Regen hört man den Unterschied zu PU / PIR sehr deutlich.
Natürlich ist hier in der Dämmwirkung deine eingebaute Bauder PIR Dämmung im Vorteil.
Korrekt  - wie bringst Du aber Dein Ziegeldach aus die "Steinwolle"? Sparren aufdoppeln? 

Ich hatte mich für die Zellulose aufgrund der Einbausituation entschieden. Mein Bestandsdach hatte ein Art "Bauschaum" zwischen den Sparren, der sich aufgrund der Klebewirkung nicht ausbauen lies. Französische Wertarbeit. Da konnte die den verblieben - unterschiedlich starken - Zwischenraum perfekt mit Zellulose Ausblasen.

Zitat
(hast Du schon mal 40 Jahre alte Korkdämmung in den Fingern gehabt ? ) .
Nein, aber in 40 Jahren werde ich da auch nicht mehr wohnen.. Eher Cote Azur oder so, da stellt sich auch die Dämmfrage weniger.

Zitat
wie finde ich einen guten und seriösen Berater....
Ein freies Bauingenieurbüro, das nicht Herstellergebunden berät.

Offline Ralph

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Re: kann man Sanierungsmaßnahmen steuerlich geltend machen ?
« Antwort #19 am: 25. August 2011, 14:40:25 »
Hallo Banjo,

das hat sich schon ein mancher gewünscht.....das mit der Cote d'azur   =D =D

Zu Deiner Frage (wie bringst Du aber Dein Ziegeldach auf die "Steinwolle"? Sparren aufdoppeln? ):

Nein - nicht aufdoppeln. Damit wäre ja der Effekt der Aufsparrendämmung weg (Entfall der Kältebrücken durch die Sparren). Das Ziegeldach kommt genauso auf die Steinwolle wie bei "Deiner" PIR - Lösung. Lattung / Konterlattung / Ziegel. Denn die dafür geeigneten Produkte sind trittfest.

Die Idee mit den Bauingenieurbüro ist prinzipiell nicht schlecht, aber ob man an einen Guten gerät erfährt man meistens erst wenn es zu spät ist.

Gruß Ralph
Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.  Curt Goetz

banjo

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Re: kann man Sanierungsmaßnahmen steuerlich geltend machen ?
« Antwort #20 am: 25. August 2011, 14:48:48 »
Hi Ralph,

ah, wusste nicht, dass Deine Aufsparrenwolle trittfest ist.

Zitat
(Entfall der Kältebrücken durch die Sparren).

Will nicht oberlehrerhaft sein (ok, ich bin), es gibt nur Wärmebrücken. "Kältebrücken" gibts net  =D

Zitat
Die Idee mit den Bauingenieurbüro ist prinzipiell nicht schlecht, aber ob man an einen Guten gerät erfährt man meistens erst wenn es zu spät ist.
Also ich wüsste da schon mal 2 im Raum Karlsruhe.