Grenzgaenger Forum

Autor Thema: Fragen über Fragen  (Gelesen 3472 mal)

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Offline AndreasStein

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Fragen über Fragen
« am: 26. Februar 2020, 09:59:48 »
Hi Forengemeinde,

ich vermute meine Fragen oder doch ähnliche Fragen wurden bereits gestellt, aber teilweise sind Antworten schon mehrere Jahre alt.

Daher hoffe ich auf diesem Weg an aktuelle, brauchbare Informationen zu kommen.

Meine Ausgangslage ist wie folgt:

Leitender Angestellter mit einem monatlichen Bruttogehalt von 8.000€
Die Firma hat ihren Sitz im Raum Frankfurt aber ich arbeite aus einem von der Firma angemieteten Büro heraus im Raum Saarlouis.
Ehefrau mit Job ( 15h Woche ) in Saarbrücken und einem Bruttolohn von 900 Euro
Firmenwagen auch zur privaten Nutzung.
2 Kinder ( 3 und 6 Jahre alt )

Wir überlegen aktuell in der Nähe zu Überherrn eine Immobilie in Frankreich zu Bauen / Kaufen aber das ganze Thema mit Steuern usw. ist noch wenig greifbar für Uns.

Gibt es in dieser Konstellation tatsächlich eine "Ersparnis" auch mit Blick auf Schulgeld für die 6 jährige Tochter ( 700-800 Euro im Jahr ) und einer Unterbringung in einem Kindergarten der 3 jährigen Tochter?

Auf was sollten wir allgemein achten bevor wir diesen möglichen Schritt wagen?

Besten Dank schon jetzt und viele Grüße!

 
« Letzte Änderung: 26. Februar 2020, 10:20:58 von AndreasStein »

Offline Nase

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Re: Fragen über Fragen
« Antwort #1 am: 27. Februar 2020, 14:07:44 »
Das wird jetzt nicht "Mega" hilfreich sein, aber als wir vor 3 Jahren vor dieser Entscheidung standen haben wir einen Termin bei einem Steuerberater ausgemacht. In Saarlouis sollte es auch jede Menge geben, die Erfahrung mit Grenzgängern haben und auch deren Steuererklärungen in "F" machen. Ich kann nur sagen, dass das bei uns die Basis unserer Entscheidung war und die knapp 100€ waren super gut angelegt!

Grüße


Offline AndreasStein

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Re: Fragen über Fragen
« Antwort #3 am: 27. Februar 2020, 16:17:54 »
Vielen Dank für die bisherigen Antworten :-)

Offline Schnaeggschje

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Re: Fragen über Fragen
« Antwort #4 am: 28. Februar 2020, 10:10:58 »
Hallo Andreas,

bei diesem Vorhaben kann ich mich "Nase" nur anschliessen und erst recht wenn ihr kaufen/bauen wollt.

Es gibt doch einiges zu beachten:
- Bekommst du überhaupt den Grenzgängerstatus, wenn deine Firma den Sitz in FRA hat? (Da geht´s schon los)
- Baufinanzierungen in F sind anders als in D
- Erbrecht ist ebenfalls anders geregelt
- Deutsche Versicherungen machen auch regelmäßig "Stress" wegen ausländischem Wohnsitz
- Über die KV sollte man sich auch unbedingt informieren
- zu Kindergarten und Schule kann ich nichts sagen, aber da gibt´s sicher auch das ein oder andere zu beachten
- Auto ummelden kann je nach Typ evtl. auch teuer werden
- Taxe d´habitation nicht zu vergessen ( soll aber glaube ich 2023 ganz abgeschafft werden)
- Taxe fonciere

Das kann sich durchaus alles finanziell rechnen, aber dafür solltet ihr euch tatsächlich professinell beraten lassen.

Viele Grüße
Schnäggschje


Offline AndreasStein

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Re: Fragen über Fragen
« Antwort #5 am: 29. Februar 2020, 20:50:35 »
Hallo nochmals :-)

Wichtig ist mir vorab, dass nicht der primäre Grund für mich darin besteht eine "Ersparnis" zu generieren sondern dies ein, von mehreren Aussagen getragener, Nebeneffekt sein kann, der das Thema eher abrundet.

Grundlegend stand im Raum die aktuelle Wohnsituation zu ändern( Eigenes Haus, alt und Renovierungsbedürftig ), da bei Hauskauf vor gut 10 Jahren die Rahmenbedingungen und Co. völlig andere waren als heute, auch die finanziellen Mittel.

Also ging die Recherche los, mit den klassischen Parametern, sprich einem Budget im Kopf, die Nähe zum Freundeskreis / Der Familie usw. was einfache Basics sind wenn man eine Veränderung herbei führen will.


Frankreich war in ersten Überlegungen nicht in unseren Köpfen als Option, jedoch brachten die Abende bei denen Immobilien, Grundstücke usw. sondiert wurden nur sehr ernüchternde Ergebnisse hinsichtlich Zustand oder Wunschpreisen der Immobilienbesitzer.

Also wurde der Such Radius erweitert bis wir so weit waren, dass auch Frankreich in einen gewissen Umkreis passte und wir zumindest subjektiv das Gefühl hatten, hier bekommt man doch mehr für sein Geld, bzw. passende Baustile zum persönlichen Geschmack ( Landhaus, auf einer Ebene wohnen uvm. ).

Alle anderen Themen kamen nach und nach, diese werfen dann natürlich viele Fragen auf, da man in französischem Recht, Lebensumständen usw. einfach nicht fit ist, trotz der Nähe zu Frankreich.

Dies bewegte mich auch dazu, hier im Forum ein Posting zu machen, in der Hoffnung, sowohl Antworten aber auch zusätzliche Fragen zu bekommen, die wir noch gar nicht notiert hatten :-)


Um auch kurz auf das letzte Posting ein zu gehen:

Es gibt doch einiges zu beachten:
- Bekommst du überhaupt den Grenzgängerstatus, wenn deine Firma den Sitz in FRA hat? (Da geht´s schon los)

 Dies ist grade aktiv in Prüfung zwischen dem Steuerberater meiner Firma und dem Finanzamt, da mein erster und dauerhafter Arbeitssitz in einem angemieteten Büro ist.


- Baufinanzierungen in F sind anders als in D

Absolut, hier sehe ich aber "kleinere" Themen, da maximal 50% über ein Darlehen laufen würde

- Erbrecht ist ebenfalls anders geregelt
Neuer Fakt, Danke dafür, werde ich mich kundig machen :-)

- Deutsche Versicherungen machen auch regelmäßig "Stress" wegen ausländischem Wohnsitz
Über welche Versicherungen sprechen wir da?

- Über die KV sollte man sich auch unbedingt informieren
Ich bin bereits heute "freiwilliges Mitglied" in der Gesetzlichen Krankenkasse, hier gab es aber auch nach Rückfrage keinerlei Bedenken.

- zu Kindergarten und Schule kann ich nichts sagen, aber da gibt´s sicher auch das ein oder andere zu beachten
Absolut, auf dem Gebiet haben wir in der letzten Zeit viel an Wissen erarbeiten können, teils durch Gespräche mit jeweiligen Schulleitungen, Behörden und Erfahrungsberichten von Bekannten.

- Auto ummelden kann je nach Typ evtl. auch teuer werden
Auch 100% richtig, allerdings habe ich einen Firmenwagen und das Fahrzeug meiner Frau "bleibt" in Deutschland angemeldet und versichert ;-)

- Taxe d´habitation nicht zu vergessen ( soll aber glaube ich 2023 ganz abgeschafft werden)
Ja, schön wäre es ja 2023, allerdings verlasse ich mich nur auf Umstände welche schon eingetreten sind ;-)

- Taxe fonciere


Wirklich nochmals Danke für jeden Tipp hier und auch per PN, sowas ist klasse!
« Letzte Änderung: 29. Februar 2020, 20:54:14 von AndreasStein »

Offline Waylon57

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Re: Fragen über Fragen
« Antwort #6 am: 29. Februar 2020, 20:55:41 »
Dir werden alle Versicherungen in Deutschland die Kündigung schicken, sobald du Ihnen deinen neuen Wohnort mitteilst.

Offline Bingo

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Re: Fragen über Fragen
« Antwort #7 am: 01. März 2020, 11:39:36 »
Können Eure Kinder Französisch? Wenn nein, wo sollen sie es lernen, da Kindergarten und Schule in D besucht werden sollen? Oder ist kein Kontakt zu anderen Kindern dort wo ihr hinziehen möchtet geplant?
Kids-Taxi ist vermutlich zwingend erforderlich, um bestehende Freundschaften aufrecht zu erhalten.
Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gibt es vermutlich nicht, da das grenzüberschreitend nicht weit verbreitet ist.

Wie sieht es mit euren Kenntnissen aus? Könnt Ihr Kontakt aufnehmen, Behördengänge (Steuer, Krankenversicherung, Auto, etc), Telefon, Wasser, Strom, etc ohne fremde Hilfe erledigen?

Offline Schnaeggschje

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Re: Fragen über Fragen
« Antwort #8 am: 01. März 2020, 11:50:44 »
Hallo Andreas,

bei deutschen Versicherungen wurde mir folgendes gekündigt:
- Reiseversicherung beim ADAC ( Witzigerweise die ADAC Mitgliedschaft NOCH nicht)
- Rechtschutzversicherung
- ein Rentenvertrag via Entgeltumwandlung

Die Zahnzusatzversicherung wurde mir zwar nicht gekündigt, aber die erheben die Steuern nun nach französischem Recht.

Von daher würde ich an deiner Stelle jegliche Art von Verträgen mit dem jeweiligen Vertragspartner abklären lassen.


Krankenkasse:
Solltest du mal arbeitslos werden benötigst du in F eine Sozialversicherungsnummer. Diese Nummer wird mit der Beantragung der Carte vitale vergeben. Bei mir dauerte das Procedere ca. 1 Jahr, aber das nur am Rande.
Fraglich ist was ist mit den Kindern? In D sind diese ja normalerweise bei einem Elternteil kostenfrei mitversichert.
Wie das in F ist weiß ich nicht. Also hier auch mal informieren.

Viele Grüße
Schnäggschje





Offline AndreasStein

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Re: Fragen über Fragen
« Antwort #9 am: 01. März 2020, 14:06:29 »
Okay, legen wir los :-)

Können Eure Kinder Französisch? Wenn nein, wo sollen sie es lernen, da Kindergarten und Schule in D besucht werden sollen? Oder ist kein Kontakt zu anderen Kindern dort wo ihr hinziehen möchtet geplant?


Nein die Kinder können kein Französisch, daher ist der Plan, dass die Kleine in die ècole Maternelle gehen sollte, da wir der Meinung sind, dass Sie mit ihren 3 Jahren hier schnell in die Sprache finden sollte "spielerisch".

Bei der "Großen" sind wir der Meinung, dass wir Sie in die deutsche Grundschule geben sollten, dies bringt dann natürlich mehr Schwierigkeiten mit sich was den Kontakt mit französischen Kindern betrifft, aber auch grenznahe Schulen bieten entsprechend Französisch an um den Übergang leichter zu machen, hier glaube ich auch, hilft es einfach das sie Kinder sind und generell sehr aufgeschlossen sind. Natürlich wäre es das einfachste zu sagen nee dann bleiben wir in Deutschland und das Kind kann weiterhin Deutsch sprechen aber ich sehe auch Vorteile darin eine zusätzliche Sprache zu erlernen für die Kinder.

Zur Wahrheit gehören wird bestimmt, dass viele Freundschaften auf der "Deutschen Seite der Grenze" entstehen, allein schon durch die Schule, Klassenkameraden und eventuelle Freizeitaktivitäten.

Wir wollen aber dennoch offen sein und uns in die jeweilige Gemeinde und Nachbarschaft ein bringen und den Wohnort nicht als "Schlafplatz" sehen und das Leben bleibt primär in Deutschland, denn das fände ich zu schade wenn man die Option hat in neue Strukturen hinein wachsen zu können.

Kids Taxi, ja das stimme ich zu, sehe aber auch schon heute in wie weit wir als Eltern da gefordert sind, da wir recht Abseits wohnen und jede Fahrt zu bestreiten ist, dies wird auch so bleiben in DE, wenn nicht wirklich was am öffentlichen Nahverkehr geändert wird in DE.

Hier ist mein persönlicher Vorteil die sehr freie Arbeitszeiteinteilung und freie Wahl des Bürostandortes und somit eine gute Machbarkeit, wie heute auch schon.

Meine Frau als auch ich hatten 5 Jahre Schulfranzösisch, welches stark eingestaubt ist, da es keine "Notwendigkeit" gab dies frisch zu halten, daher ist hier Nachholbedarf, dies tun wir auch gerne, da Uns wichtig ist dort wo wir wohnen auch unseren Teil einbringen zu können.

Ob wir alles alleine erledigen können, bezweifle ich stand heute, aber hier gibt es wie ich bereits lernen durfte, viele Anlaufstellen die teils ohne Geld weiterhelfen, sofern man einfach anständig frägt :-)

@ Schnäggschje
Ok, jetzt bin ich bei dir :-) Die Themen die auf Uns zutreffen, werde ich mal im laufe der Woche abklären.


VG!

 



Kids-Taxi ist vermutlich zwingend erforderlich, um bestehende Freundschaften aufrecht zu erhalten.
Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gibt es vermutlich nicht, da das grenzüberschreitend nicht weit verbreitet ist.

Wie sieht es mit euren Kenntnissen aus? Könnt Ihr Kontakt aufnehmen, Behördengänge (Steuer, Krankenversicherung, Auto, etc), Telefon, Wasser, Strom, etc ohne fremde Hilfe erledigen?

Offline Bingo

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Re: Fragen über Fragen
« Antwort #10 am: 02. März 2020, 10:02:14 »
Als Grenzgänger ist man auch in F (Z. B. CPAM) krankenversichert. Die Kinder laufen dann auch über die Familienversicherung. Man muss hierzu ein Formular bei der frz Krankenkasse einreichen.

Die CarteVitale am besten so schnell wie möglich beantragen. Sollte man arbeitslos werden, gibt es nichts bevor man nicht eine Sozialversicherungsnummer hat und die gibt es nur mit der CarteVitale. Oder man möchte einen Führerschein in F machen. Das geht nur mit Sozialversicherungsnummer...

Das mit den Kindern wird interessant. Ihr müsst Euch dann nach den frz und den dt Ferien richten. Die laufen nicht immer parallel und die Sommerferien in F gehen generell von Anfang Juli bis Ende August/Anfang September.
Evtl gibt es dort, wo ihr hinziehen wollt, eine Ferien Betreuung. Am besten auf der Mairie danach fragen. Dort erfährt man auch, ob es Tagesmütter gibt. Allerdings sind das sehr häufig Oma's, die nur auf ihre eigenen Enkel aufpassen.