Grenzgaenger Forum

Autor Thema: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht  (Gelesen 14101 mal)

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Offline BigSephiroth

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(Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« am: 10. September 2008, 14:43:33 »
Hallo Liebe Grenzgänger,

wir haben bereits diverse Male euer Forum gesichtet und sind froh, dass es eine solche Informationsquelle von und für Grenzgänger gibt.

Trotz eifrigen Lesens habe ich noch keine genauen Infos zu unserer Situation finden können, obwohl es diese sicherlich vielfach auch bei anderen Grenzgängern so gibt.

Ganz kurz zu unserem aktuellen Stand:

Ich und meine Frau sind verheiratet, ohne Kinder, leben im Saarland ( :eijoo:) in einem eigenen Einfamilienhaus und arbeiten beide in Saarbrücken. Das tägliche Pendeln, für jeden von uns 40km ein Weg, zehrt an den Nerven und am Geldbeutel, so dass wir uns mittelfristig für ein Haus im grenznahen Frankreich entschieden haben.

Ich versteuere in D aktuell in der Stkl. 3, meine Frau in der Stkl. 5.
Bei der Steuererklärung in D veranlagen wir zusammen, also Ehegattensplittingtarif.



Das Steuersystem in F ist nach meiner Info anders aufgebaut als in D und kennt z.B. keine Steuerklassen, sondern berücksichtigt den Familienstatus (vor allem bzgl. der Kinder etc.).

Folgende Fragen werfen sich daher jetzt für uns auf:

a)   wenn es in F keine vergleichbaren Stkl. wie in D gibt, wie kann ich dann am ehesten eine Vergleichsbasis schaffen, um unseren Steuervorteil gegenüber D zu ermitteln? Ich habe gehört, dass bei Singles in der Stkl. 1 der Lohnsteuervorteil in F bei ca. 30% gegenüber D liegt. Wie kann ich aber unseren „Vorteil“ ermitteln, wenn wir die Stkl. 3 + 5 besitzen?
Ist es sinnvoll „fiktiv“ für uns beide von einer Stkl. 1 bzw. 4 auszugehen und den absouten Lohnsteueranteil jeweils um 30% zu kürzen (und Entfall des Soli-Zuschlags) und diesen Wert dann mit unserem aktuellen Einkommen mit den Stkl. 3 + 5 zu vergleichen?
b)   nach meiner Info arbeiten viele dt. Immobilienmakler mit franz. Banken und den Behörden in F zusammen, um den dt. Klienten den Umzug zu vereinfachen. Kann uns eine franz. Bank ggf. die Infos zukommen lassen, die ein dt. Steuerberater nicht wissen kann/will? Welche Erfahrungen habt Ihr hier gemacht?
c)   kann man bereits bestehende Versicherungen z.B. Wohngebäudevers., Hausratvers., BU, priv. Haftpflicht etc. bestehen lassen und passt diese nur ggf. den geänderten Wohnverhältnissen in F an?
d)   in D wird die Lohnsteuer ja durch den Arbeitgeber monatl. an die Finanzbehörden abgeführt. In F muss man diese Steuer ja selbst an das franz. Finanzamt überweisen. Gibt es in F die Möglichkeit ebenfalls monatl. zu überweisen und kann man ggf. bei einer Bank einen Dauerauftrag einrichten?
e)   wie verhält es sich in F mit den Strom- und Gasanbietern? Gibt es nur einen staatl. Anbieter, oder hat man auch hier die Möglichkeit zwischen mehreren Anbietern zu wählen? Will heißen, gibt es Wettbewerb?

Unser Interessen-Schwerpunkt liegt aktuell auf der steuerl. Einsparung, da mir in dem Punkt bisher auch leider kein deutscher Steuerberater richtig helfen konnte.


Für eure Tipps sagen wir schon jetzt „Danke vorab!“.

Offline pifolog

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #1 am: 10. September 2008, 15:53:29 »
Hallo,

ja, die Steuerklassen kann man vergessen.
Dafür kannst du dir hier jedoch auf den Euro genau ausrechnen, was ihr als Grenzgänger in Frankreich für 2007 an Steuern zu zahlen hättet. Und das geht relativ einfach:

Jeder von euch macht zunächst seine eigene Rechnung:
Deutsches Brutto 2007 minus einbehaltene Sozialabgaben (Renten-,  Arbeitslosen- , Kranken- , Pflegeversicherung.) Diese beiden Beträge bilden die Grundlage zur Ermittlung der französischen Steuern.
Das französische Finanzamt bietet eine „online Simulation“ zum Ausrechnen an.
Links dazu im Wiki unter Steuern in Frankreich.
Dort findest du noch mehr. Eine Anleitung, wie man das Formular ausfüllt oder wie man auch selbst rechnen kann, wann und wie die Steuern dann bezahlt werden.

Bis auf die BU (eventuell) sind deutsche Versicherungen in F nicht sinnvoll.

Für Strom und Gas gibt es keinen „Markt“. Den braucht man auch nicht, denn der Staat sorgt hier für seine Bürger mit erheblich niedrigeren Preisen als in Deutschland.

Banken vor Ort helfen je nachdem bei Steuerfragen. Allerdings nicht so ganz uneigennützig. Sie hätten dann auch gern die entsprechenden Versicherungen verkauft, die nicht unbedingt die günstigsten sein müssen.

Grüße

Offline BigSephiroth

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #2 am: 11. September 2008, 16:28:31 »
Hallo pifolog,

besten Dank für Deine schnelle Antwort.

Ich habe einmal exemplarisch die folgenden Daten verwendet und in den „Steuersimulator“
des franz. Finanzamtes eingegeben, um einen Begriff für den steuerlichen Unterschied zwischen D und F bzgl. der Einkommensteuer zu bekommen.

Basis ist nach wie vor die Situation  Mann + Frau, verheiratet, keine Kinder.

a)   Jahres-Bruttoeinkommen „A“ ca. 70.000€ bereinigt um sämtliche Sozialabgaben ca. 59.000€
b)   Jahres-Bruttoeinkommen „B“ ca. 30.000€ bereinigt um sämtliche Sozialabgaben ca. 24.000€

Macht nach dem Modell in F ein zu versteuerndes Gesamteinkommen von 83.000€, das
pauschal um 10% (Freibetrag) reduziert versteuert wird, also 74.700€.

Auf diese 74.700€ werden dann 11.794€ Steuern, also ca. 12.000€ fällig.

Wenn ich die Splittingtabelle aus D zu Grunde lege, dann fallen bei diesen Einkommen (70T€ + 30T€) abzüglich aller gängigen Werbungskosten und sonstigen steuerlichen Abzugsmöglichkeiten ca. 23.000€ an Einkommensteuer an.

Macht also bei diesen exemplarischen Einkommen eine Ersparnis von 23T€ - 12T€ = 11T€ im Vergleich F vs. D.   :respekt:

Bitte kurze Info, ob das so ungefähr hinkommt, damit ich mal mit unseren Werten „scharf“ rechnen kann.

Danke Dir / euch!

Offline pifolog

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #3 am: 11. September 2008, 19:54:15 »
hallo,

ja, 11794 habe ich beim Rechnen auch rausgekriegt.

Wie das in D aussieht, weißt du sicher besser als ich. Und dann sollte die Rechnung stimmen.
Also jeden Monat knapp einen Tausender mehr. Das ist ja fast schon unanständig ;)

Als i-Tüpfelchen könnte man vielleicht bei den Webungskosten noch mehr herausholen. Bei dem größeren Einkommen eher nicht, aber bei dem geringeren. Z.B. kann man jeden tatsächlich gefahrenen Kilometer absetzen. Das richtet sich nach dem PKW-Typ. So um die 50 cts p.km für die ersten 5000. Danach etwas weniger. Aber das ist jetzt Tüftelei.

Grüße

Offline BigSephiroth

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #4 am: 12. September 2008, 12:11:58 »
Hallo nochmal,

eine Sache ist für mich noch nicht so ganz klar.

In D ist doch für die Berechnung der Einkommensteuer das gesamte Bruttoeinkommen relevant, warum begnügt sich F denn damit „nur“ das D-Bruttoeinkommen abzüglich aller D-Sozialabgaben als Bemessungsgrundlage für die Einkommensteuer in F zu Grunde zu legen?

Die Basis für die Steuer ist doch dann viel geringer und dem franz. Staat geht ein Haufen Geld verloren.

Ist das ggf. ein Bestandteil bzw. „Verdienst“ des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen D und F?

Ich will mich natürlich nicht beschweren, jedoch gerne verstehen, warum sich F hier mit weniger begnügt.

Besten Dank nochmal!

Offline diego2

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #5 am: 13. September 2008, 13:31:52 »
frankreich holt sich die kohle in der regel über sozialabgaben (vor allem auch arbeitgeberbeiträge) und nicht so sehr wie D über steuern rein.
davon profitieren zufällig grenzgänger, die weniger sozialabgaben im ausland zahlen.

ausserdem macht F erheblich mehr schulden als D.

vielleicht gibt es auch eine menge andere gründe, aber ich denke es ist egal, ob man vom brutto oder netto die steuern abzieht, es können bei einem höheren steuersatz trotz des nettoansatz am ende mehr steuern sein als bei einem niedrigen Satz und Bruttoberechnungsgrundlage ...

Offline pifolog

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #6 am: 13. September 2008, 20:49:20 »
Hallo,

als Grenzgänger erfährst du steuerlich keine Sonderbehandlung. Das zu versteuernde Einkommen wird für in F unselbständig Beschäftigte nach demselben Schema ermittelt (mit einer geringen Abweichung).

Die in F  höheren Sozialabgaben  mit der größeren Absicherung können steuerlich voll abgesetzt werden. Als Grenzgänger mit 'niedrigeren deutschen' Sozialabgaben muss man eine entsprechende Absicherung zusätzlich aus seinem Netto ohne steuerlichen Vorteil erbringen. Somit ist der Grenzgänger steuerlich sogar schlechter gestellt.

Der enorme Unterschied bei der Lohnsteuer liegt für mich nicht im französischen System, sondern in der deutschen Steuergesetzgebung, die die einzelnen Einkommensarten unterschiedlich stark bis gar nicht belastet.

In F sind die gesamten Steuereinnahmen incl. Sozialabgaben ( aber auch ohne) in % vom BIP deutlich höher als in D. Nach Eurostat-Statistik liegt D hier sogar unter dem EU-Durchschnitt. Obwohl es in D kaum einer zugeben will, ist D eigentlich ein Steuerparadies.
Nur für Lohnsteuer-Zahler gilt das nicht. Hier kassiert in den meisten untersuchten Fällen D eindeutig mehr als F und überdurchschnittlich. (OECD-Statistik) Für Lohnabhängige ist D deshalb eher die Steuerhölle.

Grüße


und Entschuldigung, wenn es jetzt zu einseitig speziell wird.
@diego2
hast du eine zuverlässige Quelle nach der F deutlich mehr Staatsschulden hat als D?
Der letzte Monatsbericht -06.08- des BMF sagt D und F  63,1 : 64,4  also fast gleich, wenn man die gesamte Spanne nimmt. IT 103.2,  GR 92,4,  ...EU 58,9.....IR 26,9,  LU 7,4

Offline diego2

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #7 am: 14. September 2008, 11:59:43 »
Pifolog

Ich habe ja nicht gesagt F hat sondern macht mehr Schulden. Schuldenquote auf BIP duerfte im Wesentlichen gleich sein (stimme Dir zu), aber das jährliche Defizit in F war m.M. in den letzten Jahren immer grösser als in D, genaue Zahlen habe ich nicht, aber das duerfte schon in etwa stimmen.
 
Ob die absicherung in F wirklich so viel besser als in D ist ? ALV whs., Rente wird sich erst in Zukunft zeigen, Gesundheit kostet weniger wird aber (inoffiziell) rationiert, möchte nicht Monate auf ein CT oder MRT warten, wenn ich Krebsverdacht habe (Fall aus der frz. Familie meines mit einer Frz. verheirateten Cousins)...

Ansonsten gebe ich Dir aber recht, was Steuern und Sozialabgaben und Quoten betrifft.

Offline mailletter

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #8 am: 19. Oktober 2008, 14:42:02 »

Das französische Finanzamt bietet eine „online Simulation“ zum Ausrechnen an.
Links dazu im Wiki unter Steuern in Frankreich.


Sorry, aber wenn ich im Wikipedia suche, kommt nix zu "Steuern in Frankreich"!? Oder suche ich falsch?    ::)

Danke, hat sich bereits erledigt!   ;D  Es gibt ja hier ein eigenes Wiki!! Supi!!!!   :respekt:
« Letzte Änderung: 19. Oktober 2008, 14:57:09 von mailletter »

Offline Alsacien

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #9 am: 11. November 2008, 14:41:14 »
Für Strom und Gas gibt es keinen „Markt“. Den braucht man auch nicht, denn der Staat sorgt hier für seine Bürger mit erheblich niedrigeren Preisen als in Deutschland.

Das ist definitiv falsch. Die entsprechenden EU-Richtlinien sind auch in Frankreich in nationales Recht umgesetzt worden. Seit 01.07.2007 ist der französische Strommarkt vollständig geöffnet, so dass auch Haushaltskunden ihren Stromanbieter seither frei wählen können.

mfG

Offline pifolog

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #10 am: 15. Dezember 2008, 23:43:34 »
Für Strom und Gas gibt es keinen „Markt“. Den braucht man auch nicht, denn der Staat sorgt hier für seine Bürger mit erheblich niedrigeren Preisen als in Deutschland.

Das ist definitiv falsch. Die entsprechenden EU-Richtlinien sind auch in Frankreich in nationales Recht umgesetzt worden. Seit 01.07.2007 ist der französische Strommarkt vollständig geöffnet, so dass auch Haushaltskunden ihren Stromanbieter seither frei wählen können.

mfG

naja,
mal langsam, 'definitiv falsch' ist da gar nix.

Selbst Paragrafen aus Brüssel schaffen in Frankreich noch lange keine Realität.

Wo kannst du denn konkret als Verbraucher hier auswählen?
Zwischen EDF und EDF, oder GDF und GDF, auch wenn sie sogar 2 unterschiedliche Tarife anbieten.
Aber einmal gewählt und dann nicht mehr reversibel.
Das ist doch kein Markt. (Wo gibt es den überhaupt? Etwa in D mit den 4 Energie-Monopolisten, die gemeinsam schalten und walten dürfen, wie sie wollen?)
Als Verbraucher bleibe ich dabei; es ist gut so, dass es hier keinen 'Markt' gibt und der Staat für verbraucherfreundliche Preise sorgt, die erheblich niedriger sind als in Deutschland.

Grüße

Offline Ralf K.

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #11 am: 18. Dezember 2008, 10:24:46 »
Wo kannst du denn konkret als Verbraucher hier auswählen?
Zwischen EDF und EDF, oder GDF und GDF, auch wenn sie sogar 2 unterschiedliche Tarife anbieten.
Aber einmal gewählt und dann nicht mehr reversibel.

Wenn das in .fr so ist ....

Das ist doch kein Markt. (Wo gibt es den überhaupt? Etwa in D mit den 4 Energie-Monopolisten, die gemeinsam schalten und walten dürfen, wie sie wollen?)

... dann ist es in .de mittlerweile tatsächlich anders. Es gibt genügend "kleinere" Stromanbieter (und -erzeuger), mit denen Du außerhalb ihres angestammten Versorgungsgebiets einen Liefervertrag abschließen kannst, z.B. Stadtwerke Ettlingen, um mal einen Anbieter aus der Grenznähe zu nennen.

"Unser" Wiki meint zu .fr:
"Vereinzelt gibt es auch Gemeinden, die eine oder mehrere dieser Dienste selbst anbieten. Genaueres erfährt man auf der lokalen Mairie. Diese Gemeinden beziehen dann ihrerseits diese Dienste auch von den oben genannten Firmen, verkaufen Sie aber unter ihrem eigenen Namen an die Gemeindemitglieder/Einwohner weiter."

Daher meine Frage an die "Kundigen" in .fr, weil ich bisher nur die Marktsituation in .de kenne: Wo gibt's welche? Bringen die Vorteile, z.B. bessere Preise, andere Tarifgestaltung (Zweitarifzähler o.ä.)? Liefern die entgegen dem Wiki-Wortlaut außerhalb ihres angestammten Versorgungsgebiets?


Gruß, Ralf

Offline Alsacien

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #12 am: 18. Dezember 2008, 13:52:34 »
Für Strom und Gas gibt es keinen „Markt“. Den braucht man auch nicht, denn der Staat sorgt hier für seine Bürger mit erheblich niedrigeren Preisen als in Deutschland.

Das ist definitiv falsch. Die entsprechenden EU-Richtlinien sind auch in Frankreich in nationales Recht umgesetzt worden. Seit 01.07.2007 ist der französische Strommarkt vollständig geöffnet, so dass auch Haushaltskunden ihren Stromanbieter seither frei wählen können.

mfG

naja,
mal langsam, 'definitiv falsch' ist da gar nix.

Selbst Paragrafen aus Brüssel schaffen in Frankreich noch lange keine Realität.

Wo kannst du denn konkret als Verbraucher hier auswählen?
Zwischen EDF und EDF, oder GDF und GDF, auch wenn sie sogar 2 unterschiedliche Tarife anbieten.
Aber einmal gewählt und dann nicht mehr reversibel.
Das ist doch kein Markt. (Wo gibt es den überhaupt? Etwa in D mit den 4 Energie-Monopolisten, die gemeinsam schalten und walten dürfen, wie sie wollen?)
Als Verbraucher bleibe ich dabei; es ist gut so, dass es hier keinen 'Markt' gibt und der Staat für verbraucherfreundliche Preise sorgt, die erheblich niedriger sind als in Deutschland.

Grüße

So einfach, wie Du es darstellst, ist es leider nicht. Fast sämtliche Aussagen Deines Posts halten einer dezidierten Überprüfung nicht stand. Ich habe mittlerweile 10 Jahre als Key Account Manager im Vertrieb von Strom, Gas und energienahen Dienstleistungen in D und F gearbeitet, davon 3 Jahre als Key Account Manager bei der EDF und habe meine Dissertation zum Thema Strommarktliberalisierung in D und F, die ich als externer Doktorand verfasse, fast fertig.

In dieser wissenschaftlichen Arbeit arbeite ich dezidiert heraus, was hüben und drüben in punkto Markt und Wettbewerb noch im Argen liegt. Glaub' mir, so ein paar dahin geworfene Stammtischparolen werden dem Thema einfach nicht gerecht.

Wahlmöglichkeiten gibt es z.B. hier: http://www.energie-info.fr/fichier/GGTSPU-ludgg01.ludfw.prego-services.org-14046-420392-DAT/Liste_Fourn_Particuliers.pdf ; eine Rückkehr in den staatlich regulierten Tarif ist mittlerweile sehrwohl möglich.

Nichts für ungut.

Offline pifolog

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #13 am: 18. Dezember 2008, 23:20:29 »
hallo Alsacien,

du bekommst meinen Respekt vor deiner beruflichen und wissenschaftlichen Karriere.

Jedoch deine konkreten Aussagen überzeugen mich nicht.
So behauptest du, dass eine Rückkehr in den reglementierten Tarif mittlerweile sehr wohl möglich ist. Das stimmt nur sehr bedingt bis gar nicht. Nämlich bei Gas überhaupt nicht und bei Strom nur zeitlich befristet.

Dass es inzwischen alternative Anbieter in F gibt, weiß ich. Nur hatte ich auf eine Frage von User BigSephiroth nach Energie-Anbietern und eventuellem Wettbewerb geantwortet. Und den gibt es in der Praxis tatsächlich nicht. Weil die alternativen (noch) unbedeutend sind und sich zwangsweise an den staatlich reglementierten Energiepreisen orientieren müssen. Und diese Preise dominieren den Energiesektor in Frankreich. Da kann ich nicht von 'Markt' reden.

Sag mir noch, was 'definitiv falsch' ist an meiner Aussage, dass der Staat für verbraucherfreundliche Preise sorgt, die erheblich niedriger als in Deutschland sind.

Es sieht so aus, als ob du ein Verfechter von Markt und Wettbewerb im Energiebereich bist, ok.
Ich bin es definitiv nicht. Deshalb muss ich dem Thema Markt und Wettbewerb auch nicht 'gerecht' werden und auch nicht einer 'dezidierten' (?) 'Überprüfung' (von wem denn auch?) standhalten.
Aber das ist eine ideologische Diskussion, die nicht in dieses Forum gehört.

Den diskriminierenden Vorwurf von 'Stammtischparolen' lassen wir lieber mal sein; ich rede ja auch nicht von 'akademischen Nebelkerzen'.

Sonst bin ich einverstanden mit deinem -nichts für ungut-

schöne Grüße

Offline Alsacien

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Re: (Steuer)Tipps für Grenzgänger erwünscht
« Antwort #14 am: 23. Dezember 2008, 10:46:23 »
Jedoch deine konkreten Aussagen überzeugen mich nicht.
So behauptest du, dass eine Rückkehr in den reglementierten Tarif mittlerweile sehr wohl möglich ist. Das stimmt nur sehr bedingt bis gar nicht. Nämlich bei Gas überhaupt nicht und bei Strom nur zeitlich befristet.

Dass es inzwischen alternative Anbieter in F gibt, weiß ich. Nur hatte ich auf eine Frage von User BigSephiroth nach Energie-Anbietern und eventuellem Wettbewerb geantwortet. Und den gibt es in der Praxis tatsächlich nicht. Weil die alternativen (noch) unbedeutend sind und sich zwangsweise an den staatlich reglementierten Energiepreisen orientieren müssen. Und diese Preise dominieren den Energiesektor in Frankreich. Da kann ich nicht von 'Markt' reden.

Sag mir noch, was 'definitiv falsch' ist an meiner Aussage, dass der Staat für verbraucherfreundliche Preise sorgt, die erheblich niedriger als in Deutschland sind.

Es sieht so aus, als ob du ein Verfechter von Markt und Wettbewerb im Energiebereich bist, ok.
Ich bin es definitiv nicht. Deshalb muss ich dem Thema Markt und Wettbewerb auch nicht 'gerecht' werden und auch nicht einer 'dezidierten' (?) 'Überprüfung' (von wem denn auch?) standhalten.
Aber das ist eine ideologische Diskussion, die nicht in dieses Forum gehört.

Den diskriminierenden Vorwurf von 'Stammtischparolen' lassen wir lieber mal sein; ich rede ja auch nicht von 'akademischen Nebelkerzen'.

Sonst bin ich einverstanden mit deinem -nichts für ungut-

schöne Grüße


Du hast geschrieben, es gäbe keinen Markt. Das ist definitiv falsch. Das spezifische Problem in Frankreich ist vielmehr die Tatsache, dass die Marktpreise, die auf den Großhandelspreisen basieren (z.B. Börse Powernext) über den staatlich regulierten Tarifen liegen. Der Grund hierfür liegt vor allem in den unterschiedlichen Preisbildungsmechanismen von Tarifen und am Großhandelsmarkt.

Auf dem Großhandelsmarkt bestimmen die Grenzkosten des letzten Kraftwerks, das zur Befriedigung der Nachfrage noch gebraucht wird, den Strompreis (Merit Order). In der Regel sind das Gas- oder Ölkraftwerke im Peak und Kohlekraftwerke im Base. Der Grund hierfür ist einfach: Da es sich kein Betreiber langfristig leisten kann, Kraftwerke laufen zu lassen, bei deren Einsatz die Erlöse nicht mindestens die Höhe der Grenzkosten erreichen, prägt das teuerste noch zur Befriedigung der Nachfrage benötigte Kraftwerk, das sog. Grenzkraftwerk, das Preisniveau. Das Ein-Preis-Prinzip (Law of One Price), wonach es in einem Markt für ein homogenes Gut bei Arbitragefreiheit nur einen einzigen Preis geben kann, führt dazu, dass die gesamte angebotene Strommenge zum Preis des vom Grenzkraftwerk erzeugten Stromes angeboten wird.

Die staatlich regulierten Tarife sind kostenbasiert und orientieren sich an den Durchschnittskosten des gesamten Kraftwerksparks plus einem Aufschlag für Investitionsanreize, um die Fixkosten zu amortisieren. Aufgrund des hohen Anteils von Kernkraft- und Laufwasserkraftwerken (rd. 90 %) mit ihren konkurrenzlos niedrigen Erzeugungskosten, sind die staatlichen Tarife derzeit deutlich günstiger als die nach den Grenzkosten des teuersten Kraftwerks determinierten Großhandelspreise. Das führt dazu, dass auf Endkundenmarkt kein Wettbewerb stattfindet, da potenzielle Konkurrenten des Quasi-Monopolisten EDF ihren Strom an der Börse teurer beschaffen müssten, als sie ihn an die Endverbraucher (zum Tarif) verkaufen könnten.

Diese Fakten kann man nun in der Tat unterschiedlich bewerten. Man kann sich als Endverbraucher an den staatlich garantierten niedrigen Preisen freuen (selbst Industriekunden haben die Möglichkeit eines Rückkehrtarifs), akzeptiert dann aber, dass es keinen wirklichen Wettbewerb gibt, mit allen damit verbundenen Nachteilen (Stichwort Servicequalität, Schaffung von Monopolrenten etc.). Oder man kann sich überlegen, wie man den Wettbewerb organisiert, damit er effektiver wird, z.B. indem man die Marktmacht der Monopolisten und/oder Oligopolisten bricht. Möglichkeiten hierfür sind z.B. Market Coupling, d.h. der relevante Markt wird grösser als die nationalen Märkte, die Marktmacht der einzelnen Anbieter sinkt, virtuelle Versteigerungen von Kraftwerkskapazitäten der marktbeherrschenden Akteure, prioritäre Inbetriebnahme von Kraftwerken neuer Anbieter etc.

Da ich der festen Überzeugung bin, dass Wettbewerb ein notwendiges Korrektiv darstellt, um Auswüchse des Monopols, wie z.B. Monopolrenten, zu verhindern, ist der staatlich regulierte Tarif in F für mich trotz der niedrigen Preise keine zufriedenstellende Lösung, weil er das Monopol der EDF auf lange Sicht zementiert.

mfG

Alsacien