Grenzgaenger Forum

Autor Thema: Abenteuer französische Hypermarchés: Der tägliche Kampf ums Überleben  (Gelesen 5404 mal)

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Offline +Hägar+

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Hallo,
hier mal etwas zum amüsieren:
 
Abenteuer französische Hypermarchés: Der tägliche Kampf ums Überleben

zu finden unter folgendem link:

http://www.de-fra.com/articles/abenteuer-hypermarche-der-tagliche-kampf-ums-uberleben?utm_source=DEFRA&utm_campaign=67970ddc4a-februar_14_02_2012&utm_medium=email

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Der Kühlschrank ist leer und Sie haben Hunger? Auch in Frankreich gibt es dafür eine praktische Lösung: Einkaufen. Und für den besonders großen Hunger gibt es die so genannten “Hypermarchés”. Hyper darf man hier gerne als Steigerung von Super sehen, denn Hyper ist wirklich alles, was so ein Geschäft zu bieten hat.

Meistens hat so ein französischer Hypermarché seine eigene Abfahrt von der Hauptstraße, natürlich wie in Frankreich üblich, mit eigenem Kreisverkehr, um die einkaufenden Massen irgendwie zu steuern. Die Grundfläche von Geschäft und Parkplatz hat die Größe eines durchschnittlichen niedersächsischen Dorfes. Die Einkaufswagen erinnern an japanische Kleinwagen. Man kann bequem bis zu vier Erwachsene darin unterbringen.

Durch eine gigantische Drehtür öffnet sich der Blick auf das Shopping-Paradies. Ca. 40 Kassen versprechen eine schnelle Abfertigung und von überall leuchten dem mutigen Käufer die Sonderangebotsschilder entgegen. Eingetaucht ins “Paradies” ändert sich schnell sein Charakter, der Rundgang wird rasch zum Höllentrip. Menschenmassen schieben sich zu allen Tageszeiten mit ihren gigantischen Einkaufswägen durch die viel zu engen Gänge. Durchsagen mit den neuesten Angeboten heizen die Stimmung ein: Wenn sie drei Packungen Duschgel kaufen bekommen sie das vierte umsonst, und wenn sie 15 Croissants mitnehmen, gibt’s das sechzehnte gratis dazu. Einfach unschlagbar!

Natürlich gibt es hier nicht nur Nahrungsmittel, nein, auch Fahrräder, Kleidung, Geschirr, Fernseher und Wäscheklammern werden verkauft. Schlicht braucht der gewillte Käufer nie ein anderes Geschäft aufzusuchen, selbst Heimwerkerbedarf oder Autoreifen findet man garantiert in einer Ecke. Auf dem Weg dahin sollte man allerdings gut aufpassen. Leicht stößt man mit einem so hoch aufgetürmten Einkaufswagen zusammen, dass man Gefahr läuft von einem Zwanziger-Pack Joghurt (oder dem eben gefundenen Vierer-Pack Duschgel) erschlagen zu werden. Oder man rammt einer Verkäuferin auf Inline-Skates den Wagen in den Bauch, so dass diese direkt in die Frischfischtheke fliegt.

Paradiesisch wird es erst wieder in der Kühlthekenabteilung. Mindestens 20 verschiedene Sorten Mousse au chocolat, Crèmes Brûlés und ähnliche Sünden warten auf den darbenden Deutschen. Und auch das Süßigkeitenregal hat einiges an Gaumenfreuden und Kalorien zu bieten. Nicht zu verachten sind zudem das Weinregal, und auch die Käse- und Fischtheke lassen einem das Wasser im Mund zusammen laufen. Hat man dann endlich irgendwann all das im Wagen aufgetürmt, was nicht auf dem Einkaufszettel steht, aber was man natürlich unbedingt probieren muss, und auch an das Überlebenswichtige gedacht und seinen Wagen mit garantiert rosa Klopapier aufgefüllt, dann beginnt der Kampf ums Bezahlen.

Zunächst der Weg zur Kasse. Vorsichtig muss man seinen übervollen Riesenwagen durch die Gänge schubsen, ohne sich oder andere zu verletzen oder eine frisch aufgetürmte Dosentomatenpyramide wieder zu zerstören. An der Kasse wartet dann die Überraschung: hinter jeder der 40 Bänder eine Riesenschlange. Und jeder Kunde hat natürlich einen randvollen Riesenwagen. Und jetzt beginnt etwas, dass die Deutschen nicht kennen und können: PATIENTEZ (Gedulden Sie sich)! Mit größter Seelenruhe schieben die Kassiererinnen die Artikel über den Laser. Während man im deutschen Discounter kaum nachkommt seine Einkäufe zu verstauen, herrscht hier Gelassenheit. Eins… zwei… (ein kurzes Schwätzchen)... drei… oooh, das Mehl staubt (ruhige Suche nach dem Loch, ach holen Sie sich doch ein anderes…).

Nach nicht nur gefühlten 20 Minuten sind dann alle Waren auf der anderen Seite der Kasse. Das heißt aber nicht, dass sie schon eingepackt sind (immerhin werden keine Gratis-Plastiktüten mehr ausgegeben, denn auch die Franzosen haben ihr Umweltbewusstsein entdeckt). Sollte auch das letzte Croissant irgendwann in einer gigantischen Einkaufstasche verschwunden sein, beginnt das Prozedere des Bezahlens. Obligatorische Carte de Fidelité, und dann die berühmte Carte Bleue (EC-Karte zum Bezahlen) oder der schlimmste aller Fälle: der Einkäufer zückt sein Scheckbuch! Ausfüllen, Gegenprüfen, Abschreiben der Pass- und/oder Führerscheinnummer… Geht das denn nicht ein bisschen schneller, will man rufen. Doch stören tun sich an dieser Gelassenheit allerhöchstens Sie, als typischer Deutscher. Denn ratlos bleibt man mit seinem Riesenwagen stehen, um sich die Frage zu stellen, ob in diesem PATIENTEZ nicht die Kunst des französischen Savoir-Vivre liegt.
...nur fledermäuse lassen sich hängen...

Offline Gabrielle

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Hallo Blue,

hab' mich gekringelt vor Lachen. Ja, genau SO ist es! Und ich bin auch eine der ungeduldigen "Ditsche" und immer stehe ICH an 'der' Kasse, an der es die längsten Staus gibt. Wobei sich meine Französisch-Sprachkenntnisse (belauschen der Gespräche "an de Kass") dadurch enorm verbessert haben. Statt VHS - "Franzesisch 'lehre' an de Kass" - wär doch mal was.

Allen ein schönes Wochenende - morgen ist frei und allen "Faasebooze": "Alleh hopp" und noch ein kleiner Link: Der Theaterbesucher!

Gabrielle

http://www.swr.de/fastnacht/mainz-bleibt-mainz/-/id=4329558/did=4414620/pv=video/nid=4329558/1b5z3ap/index.html

Offline touche-a-tout

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    • La vie est dure sans confiture!
 :doppeld: :doppeld: :doppeld: :doppeld: :doppeld:

Genau so ist es!

Und ich habe dadurch Geduld gelernt :-) und jedes Mal wieder ein Stück mehr die Sprache :-)
Les amis de mes amis sont mes amis.

La vie est dure sans confiture.

Jan-Saarbruecken

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Dieses Einkaufsvergrnügen ist mir bisher erspart geblieben und für mich immer noch nicht so gaaanz nachfühbar.
Wollen die Franzosen denn nicht auch raus und ihre kostbare Freizeit anders verbringen, wie an der Kassee?

Offline Ralph

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Ja, die wollen auch raus...aber gaaannnzz entspannt  :zwinkern:
Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.  Curt Goetz