Grenzgaenger Forum

Autor Thema: Und wie lebt es sich in Frankreich?  (Gelesen 9781 mal)

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Jan-Saarbruecken

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Und wie lebt es sich in Frankreich?
« am: 10. März 2013, 19:59:01 »
Meine Frage geht mal an alle, die rüber über die Grenze gefallen sind und dort schon eine Weile leben.
Wie lange habt Ihr gebraucht um in Land und Sprache an zu kommen?
Wann habt Ihr die ersten Kontakte zu Nachbarn und Arbeitskollegen gefunden?
Hattet Ihr eine persönliche Eingewöhnungsphase und wenn ja wie lange ging die?
Fragen, über Fragen... :winkerwinker:

Offline Mathis

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #1 am: 10. März 2013, 22:04:00 »
Hi Jan,

Zitat
Wie lange habt Ihr gebraucht um in Land und Sprache an zu kommen?

Zur Sprache: Französisch ist nicht trivial, und so einige Franzosen machen es einem auch nicht gerade leicht. Wenn ich das mit den US-Amerikanern vergleiche, dort kann man mit einem grauenhaften Englisch sogar Gouverneur werden. Also das mit der Sprache dauert, wenn man nicht das Glück hatte, schon von früher Französisch zu können. Inzwischen kann ich es ganz gut lesen und verstehen, aber beim Schreiben mache ich noch einige Fehler. Und das Land? Puh, das kommt auch ganz darauf an. Die Mentalität in Alsace-Moselle (Elsaß-Lothringen) ist doch der deutschen viel näher, als die Mentalität der Korsen, der Basken, oder der Südfranzosen. So gesehen ist das nicht so schwer. Was schwierig ist, ist die unglaublich ausufernde Bürokratie, die ich nicht so erwartet hätte. Ich hatte auch das Vorurteil, dass man in Frankreich sowieso das macht, was man will, Bürokratie hin oder her. Aber in einem Land, wo schon auf der EDF-Stromrechnung steht, dass dieses Dokument 5 Jahre aufzubewahren ist, wie will man da noch eine schlanke Verwaltung erwarten?

Zitat
Wann habt Ihr die ersten Kontakte zu Nachbarn und Arbeitskollegen gefunden?

Kontakte? Da habe ich mich sofort selbst drum gekümmert. Ich wusste, dass viele Deutsche ihr Haus kaufen, und sich dann zurückziehen, um nach Jahren zu konstatieren, dass man ja keine Kontakte findet. Das wollte ich absolut nicht. Also habe ich am ersten Tag sofort beim direkten Nachbarn geklingelt, und gleich sehr nette Menschen gefunden. Mit denen ist der Kontakt immer noch sehr gut. Andere habe ich so nach und nach kennen gelernt. Wie überall gibt es mehr oder weniger nette Menschen. Positive Überraschungen und Enttäuschungen eingeschlossen.


Zitat
Hattet Ihr eine persönliche Eingewöhnungsphase und wenn ja wie lange ging die?

Das kann ich nur als fließenden Vorgang beschreiben. Es wird einfach immer normaler, dort zu leben. Schritt für Schritt. Wie lange? Schwer zu sagen, schon 2 oder 3 Jahre, denke ich.

Gruß Mathis

Jan-Saarbruecken

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #2 am: 10. März 2013, 22:37:58 »
Klingt erstmal, wie ein ganz normaler Umzug...
Lieben Dank für den Beitrag :winkerwinker:



Offline Matthias#28

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #3 am: 10. März 2013, 22:50:05 »
Nun ja.
Am alten Wohnsitz, auch Elsass, sind in Kurzer Zeit in der Nachbarschaft nur schraege Typen eingezogen, da hat es uns dann nicht mehr gefallen

Neuer Wohnsitz.
Zum Einzug mal eine Runde geworfen fuer die Nachbarn - upps 30% sprechen gar kein Franz (polnisch, italienisch, usw) , und der Rest lieber Elsaessisch oder Deutsch.
Nun ja, ich kanns ein bisserl mit Computern, inzwischen mache ich etliche, und dafuer hilft man mir. Ganz einfach.
Die Sache mit dem Wald: so wie es rein schalt, so schalt es raus.
Wir wollen derzeit hier nicht mehr weg.

.
gruss Matthias

Jan-Saarbruecken

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #4 am: 10. März 2013, 22:53:39 »
Das ist ja nicht so toll,wenn man französisch erwartet und bekommt polnisch oder so...aber klar, kann einem passieren.
Ich stelle mir das alles sehr spannend vor,wenn man rüber geht.... :smily:

Offline marylou

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #5 am: 11. März 2013, 11:16:28 »
Möchte auch ein bisschen über das Leben in Frankreich berichten.

Ich wohne 1 1/2 Jahre schon in Frankreich.
Habe vor 1 1/2 Jahren begonnen in Paris zu arbeiten etc. und auch nicht so weit davon entfernt gewohnt bzw wohne immer noch dort, und warte auf den Umzug Richtung Basel (Saint-Louis oder ähnliches).

Ich finde, dass vieles in F sehr anders ist. Ich war und bin immernoch geschockt, wie langsam und kompliziert die ganzen administrativen Dinge ablaufen.
Meine Kontoeröffnung hat 1 Stunde gedauert, ich musste 50 Zettel anschauen und ca 20 Unterschriften und Initialen quer verteilen.
Auch die Anforderung der Secu /Carte Vitale ist schrecklich. Da mein Partner Franzose ist, hat er nachgerufen und folglich ging es schneller. Meine ausländlischen Kollegen aus Paris dagegen hatten nach 8 Monaten noch nichts.
Teilweise wird alles komplizierter gemacht, als es ist. Schockiert war ich auch, dass der Bankmensch bei meinem Bankbesuch ein paar Monate später, mein Konto offen vor sich hatte und mir schön vorgelesen hatte und Kommentare dazu gemacht hatte, was ich bei ebay bestellte etc. Sowas wäre in D undenkbar.

In Paris wurde man in der Firma und von den Leuten richtig besch**** behandelt, Paris ist einfach sehr unpersönlich etc.

Grundsätzlich hatte ich nie Probleme mit den französischen Männern, die waren immer super angenehm und charmant, mit den Französinnen bin ich aber nicht recht warm geworden muss ich zugeben. Keine Ahnung woran das liegt, in der späteren Arbeit haben sie immer aus allem ein Drama gemacht und waren sehr aufgeregt und haben sich wegen Kleinigkeiten total gestresst. Ich habe immer das Gefühl gehabt, sie sahen einen als eine Art weibliche Konkurrenz.
Aber vielleicht bin ich einfach nur an spezielle Französinnen gekommen, kann gut sein. Oder es ist einfach eine Eigenheit von Paris und der Region :-)

Wenn man Französisch schon vorher konnte, ist es kein Problem, man lernt so schnell dazu.
Wenn man Französisch nicht konnte, ist es sicher schwieriger, aber es dürfte auch gehen nach ner Zeit. Man lernt einfach JEDEN Tag dazu.

Es gibt positive und auch negative Seiten an F, momentan find ich es angenehm und habe daher auch entschlossen, erstmal in F wohnen zu bleiben.
Wer weiß, vielleichts gehts wieder zurück nach D, aber erstmal nicht.





« Letzte Änderung: 11. März 2013, 12:15:06 von marylou »

Offline Ralph

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #6 am: 11. März 2013, 12:49:00 »
ich denke nicht das das Leben im Elsass oder in Lothringen "typisch" für Frankreich ist.
Schon gar nicht wenn man im Grenzgebiet zusammen mit 80 % Deutschen wohnt. Dessen muß man sich bewußt sein, ob man das wirklich will.
Ich würde das nicht wollen. (bei uns kann man die "Deutschen" an einer Hand abzählen, und die leben auch alle mehr als 10 oder 20 Jahre schon hier)
Dann spielt es auch natürlich eine Rolle ob man ländlich oder in einer Stadt wohnt.
Auf dem Land ist vieles "um Jahre zurück" - auch die Lebenseinstellungen . Da wird einer auch noch schräg angeschaut wenn er unverheiratet zusammenlebt. Oder nicht in die Kirche geht. Auch das muß man wollen.
Das ist sicherlich in D auf dem Land auch noch so.

Die Frage die man sich stellen sollte ist, warum man hier leben will.
Ist es nur wegen der Steuer sollte man es lassen .
Will man sich wirklich auf Land und Leute einlassen ? Die Elsässer und Lothringer sind keine "verhinderten" Deutschen - sie haben eine eigene Kultur und Lebensart.
Dann muß man auch hier wirklich leben (zu französischen Ärzten gehen, die Kinder in franz. Schulen schicken, aktiv am Gemeindeleben teilnehmen, etc.) und nicht nur "übernachten".

Dann wird man in der Regel nach ein paar Jahren als "Einheimischer" angesehen - da ist die Sprache dann auch nicht mehr ganz so wichtig.
Denn die ist nach-wie-vor der Hauptschwachpunkt vieler hier lebender Deutschen.


« Letzte Änderung: 11. März 2013, 12:51:53 von Ralph »
Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.  Curt Goetz

Offline Alice

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #7 am: 11. März 2013, 14:08:40 »
Hallöle, also ich bin der Liebe wegen mit Kind ins Elsass gezogen. Und ich bleibe auch ausschließlich der Liebe wegen. Wären wir beide Deutsche, würde es für mich überhaupt nicht in Frage kommen, hier wohnen zu bleiben. Es ist wunderschön zum Anschauen und für einen Besuch. Aber selbst nach 2 Jahren habe ich Heimweh nach allem in Deutschland. Aus Jobgründen könnten wir aber sowieso nicht in meine alte Gegend ziehen, von daher tue ich meinem Mann den Gefallen im Elsass sesshaft zu werden sehr gerne. Kontakt mit Nachbarn, schleppend. Da ich einen Sprachkurs machen, habe ich darüber Kontakte, auch im Ort geknüpft. Man muss definitiv von sich aus was tun, sonst bleibt man einsam. Ohne französisch finde ich es sehr schwierig und ich will es sehr gut lernen, um es mir nicht unnötig schwerer zu machen und um selbständiger zu werden. Sonst muss man immer jmd bitte, da anzurufen, dahin mitzugehen (wenn mein Mann nicht da ist). Wenn wir uns Häuser anschauen sind die häufig von Deutschen die die schlaue Idee hatten Steuern zu sparen und nach einigen Jahren zurück gehen, weil sie sich ja nie integriert haben (und das auch nie die Absicht war), eh ständig zum Arzt, Pferd, Verein etc. nach Deutschland fahren und den Sprit verfahren den sie an Steuern gespart haben. Ich finde wie mein Vorredner, zieht doch nur hierher wenn ihr euch voll integrieren wollt und wirklich hier leben und nicht nur schlafen wollt. Ich werde definitiv weiter versuchen mich zu integrieren, Kinder werden auf fr. Schule gehen. Noch ein schwerer Punkt für mich, momentan leben wir aufm Kuhdorf ohne einen Laden. Wenn man aus einer Kleinstadt kommt ist das Mist, egal ob in F oder D. Aber wir werden umziehen (juhu). Auf den Geist geht mir auch, dass so viele Deutsche hier Häuser kaufen, eben nur um hier zu schlafen. Die Preise sind dermaßen in die Höhe geschossen und wer hier wirklich beheimatet ist guckt in die Röhre. Klasse finde ich auch den Satz, Elsässer sind keine verhinderten Deutschen, genau, sie haben ihre Kultur. Mein Mann sprach bis ins Erwachsenen-Alter nur Schuldeutsch, also eigentlich kein Wort deutsch. Er ist Elsässer. Aber Franzose.  :winkerwinker:
Viele Grüße :-)

Jan-Saarbruecken

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #8 am: 11. März 2013, 14:37:59 »
Wow, klingt alles nicht sehr romantisch...*g*
Das mit den Steuer sparend, damit habe ich mich noch überhaupt nicht befasst und ist auch nicht mein Ziel.
Wenn ich es eines Tages mal schaffen sollte, rüber zu machen,dann möchte ich auch drüben leben,arbeiten....

Ich finde es total spannend, Eure Geschichten zu lesen,wer weshalb und warum rüber ist...und auch das einer wieder gehen würde,wenn er könnte :nixwieweg:

Offline Alice

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #9 am: 11. März 2013, 14:46:46 »
Hallo Jan,

warum möchtest du nach F ziehen?  :eijoo:
 :winkerwinker:
Viele Grüße :-)

Jan-Saarbruecken

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #10 am: 11. März 2013, 15:31:11 »
Ich finde,das was ich so kenne, von der Landschaft sehr schön finde, die Sprache ein bestimmten Schmelz hat(Wenn ich sie mir dann auch mal merken kann :pfeif:) und es ist etwas anders in Frankreich....
Ich liebe die Musik....
Ich bin auch erst dabei, für mich das Land zu erobert und zu entdecken...dieses Jahr möchte ich mach nach Marseille....denn die Grenzen Saarbrücken/Frankreich ist ja nicht Frankreich :winkerwinker:...aber selbst das finde ich toll.

Offline Alice

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #11 am: 11. März 2013, 15:40:35 »
Natürlich ist das Land toll, ich liebe es wie die Dörfer aussehen, die vielen schönen und leckeren Restaurants, Urlaub in Südfrankreich, die Sprache, etc etc. ich liebe sehr sehr vieles hier. Aber ich habe mir den Alltag nicht so schwierig vorgestellt, Ämter, Behörden, Ärzte, andere Systeme etc. Je mehr ich mich integriere, desto wohler fühle ich mich auch. Ich warne aber wirklich, hier zu investieren ohne hier gelebt zu haben. Erstmal Probe-Wohnen  ;)
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg, solltest du dich mal zur Einwanderung entschließen  :smily: :winkerwinker:
Viele Grüße :-)

Jan-Saarbruecken

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Re: Und wie lebt es sich in Frankreich?
« Antwort #12 am: 11. März 2013, 18:00:35 »
Lieben Dank....ja erstmal Probewohnen ist gut....notiert :winkerwinker: :doppeld: