Grenzgaenger Forum

Autor Thema: Integration!! Ja!? Und wie?  (Gelesen 12165 mal)

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Offline Ricky

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Re: Integration!! Ja!? Und wie?
« Antwort #15 am: 10. Juni 2008, 21:09:25 »
Salut,
interessante Diskussion, finde ich zumindest.

Wer von Euch allen kennt sich mit Schwaben und Badenern aus? Oder Badener und Pfälzer? Oder Bayern und Franken? Oder Wessis und Ossis? Da gibt es doch heute noch, 18 Jahre nach dem Mauerfall noch immer geistige Schranken (oder eher "Beschränkungen", je nach Sichtweise).

Der Mensch ist einfach gestrickt - also muss er sich die Dinge einfach auslegen, um sie zu kapieren. Deswegen ist "der Deutsche" halt "der Deutsche". Passt doch - war ja schliesslich auch keine Wertung drin. Die meisten elsässischen Familien hatten eine deutsche Periode, so vor rund 100 Jahren... Somit könnte der Ausdruck "der Deutsche" als ein eher positives Feedback ausgelegt werden, nämlich "wir sind uns ziemlich ähnlich".

Meine Erfahrung zeigt, dass hier im Elsass die Menschen genauso reagieren wie überall, nämlich: wie man in den Wald ruft kommt es zurück. Bin ich freundlich und bemühe mich um Kontakte und Integration, dann wird das in den meisten Fällen auch was.

Zum Friseur gehe ich dahin, wo ich gut bedient werde (und natürlich isst der Bauer nur, was er kennt, also bleibt der Bauer bei seinem Friseur, sofern möglich). Und la Banette kauf ich natürlich beim besten Bäcker, um die Ecke... Fisch, Käse, Merguez usw. sowieso in F. Steuern zahle ich auch gerne da, wo ich gut bedient werde (also in F), Auto kaufe ich dafür aber ein Deutsches. Ein bisschen Deutsch muss schliesslich sein :-)

Ich stelle mal folgende Fragen in den Raum und bin auf Eure Antworten sehr gespannt:
Sind wir als Grenzgänger nicht der Prototyp des zukünftigen Europäers? Oder vielleicht das Aushängeschild für Europa und somit der Massstab für den Rest?

Bonne soirée a tous,
Ricky

 


Offline khmer

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Re: Integration!! Ja!? Und wie?
« Antwort #16 am: 11. Juni 2008, 13:29:09 »

Sind wir als Grenzgänger nicht der Prototyp des zukünftigen Europäers? Oder vielleicht das Aushängeschild für Europa und somit der Massstab für den Rest?


Aber sicher!

Genau so hat das Arsène Schmitt (comité de défense des travailleurs frontaliers de Moselle) das formuliert.
Ich glaub 1986 war das, lange vor Maastricht.

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khmer

Offline Ralf K.

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Re: Integration!! Ja!? Und wie?
« Antwort #17 am: 11. Juni 2008, 18:26:16 »
Wer von Euch allen kennt sich mit Schwaben und Badenern aus?
Moi! :-)  Meine Vorfahren mußten 1849 schon mal aus Rastatt "emigrieren", ich fühle mich mittlerweile auch extremst unwohl in .de.

Oder Wessis und Ossis? Da gibt es doch heute noch, 18 Jahre nach dem Mauerfall noch immer geistige Schranken (oder eher "Beschränkungen", je nach Sichtweise).
Naja, nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Es gab zwei Staaten mit einer sehr unterschiedlichen Kultur in allen(!) Lebensbereichen über 2 Generationen hinweg und nur sehr wenig Kontakte zwischen Deutschen und DDRlern. Wie soll sich so etwas innerhalb einiger weniger Jahre angleichen? Da waren sogar die Kontakte über den Rhein hinweg zwischen Badenern und Elsässern trotz "kleinerer" Sprachprobleme und der Nachkriegswehen während dieser Zeit intensiver.

Meine Erfahrung zeigt, dass hier im Elsass die Menschen genauso reagieren wie überall, nämlich: wie man in den Wald ruft kommt es zurück. Bin ich freundlich und bemühe mich um Kontakte und Integration, dann wird das in den meisten Fällen auch was.
Darum geht's :-)

Und la Banette kauf ich natürlich beim besten Bäcker, um die Ecke... Fisch, Käse, Merguez usw. sowieso in F. Steuern zahle ich auch gerne da, wo ich gut bedient werde (also in F), Auto kaufe ich dafür aber ein Deutsches.
Lebensmittel kaufe ich dort, wo ich die von mir gewünschte Qualität bekomme. Zum Glück gibt's in .fr immer häufiger Bio-Sachen, sogar im Cora. Beim Auto fahre ich "selbstverständlich" kein deutsches mehr, sondern eines aus .fr.

Ich stelle mal folgende Fragen in den Raum und bin auf Eure Antworten sehr gespannt:
Sind wir als Grenzgänger nicht der Prototyp des zukünftigen Europäers? Oder vielleicht das Aushängeschild für Europa und somit der Massstab für den Rest?

Vielleicht. Nur stellt sich in den letzten Jahren, also beginnend vor 18 Jahren und in den letzten immer dringlicher, nicht eher die Frage, wohin kann man als Deutscher auswandern? Da ist das grenznahe Ausland doch für viele die einzige Chance, mich momentan eingeschlossen, über den Arbeitsplatz in .de den Lebensstandard zu halten, was ohne ausreichende Sprachkenntnisse im entfernten Ausland teils nicht möglich wäre.

Provokativ, aber Du wolltest Antworten :-)

Gruß, Ralf