Grenzgaenger Forum

Autor Thema: Das französische Kinderbetreuungssystem  (Gelesen 4099 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline +Hägar+

  • Globaler Moderator
  • Forenheld
  • *****
  • Beiträge: 1.087
    • Profil anzeigen
Das französische Kinderbetreuungssystem
« am: 04. Februar 2011, 21:39:07 »
Das französische Kinderbetreuungssystem
(aus: Deutsche in Frankreich)

Die überdurchschnittliche hohe Geburtenrate in Frankreich kann man vielleicht durch die guten Betreuungsstrukturen erklären – denn hier lassen sich Kinder und Karriere ein bisschen besser unter einen Hut bekommen.

Mit 834.000 Geburten und einer Fertilitätsrate von 2,02 Kindern pro Frau im Jahre 2008 ist Frankreich weiterhin “Nachwuchseuropameister”. In Frankreich gibt es heute knapp 5 Millionen Kinder unter 6 Jahre. 80 % der gebärfähigen Frauen arbeiten, und 60 % der Kinder unter 6 Jahre wachsen mit zwei arbeiteten Eltern auf. Dies ist vor allem dank der Vorschule möglich: Die Vorschulerziehung für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren wurde 1887 eingeführt. Auch wenn hier keine Schulpflicht besteht, besuchen 99 % der Dreijährigen die école maternelle, in der die Kinder spielerisch an das Lernen herangeführt werden und vor allem auch soziales Verhalten lernen.

Der Mutterschaftschafts- und Vaterschaftsurlaub in Frankreich

Die französische Familienpolitik legt viel Wert auf die Erziehung der Kleinsten und die Unterstützung umfasst mehrere Komponenten: Kinderfürsorge, Betreuung der Kleinkinder und Zahlung von Familienbeihilfen. Ergänzt wird sie vom Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub und von der Einschulung der Kinder ab dem 3. Lebensjahr (und nicht erst ab 6 Jahren wie in Deutschland).

Diese staatliche Unterstützung für Kleinkinder soll es ermöglichen, Berufs- und Familienleben miteinander zu vereinbaren, und basiert auf dem Grundsatz der freien Wahl der Familien. Den französischen Eltern steht ein Betreuungsangebot zur Verfügung, das umfassender und vielfältiger ist als in den meisten anderen großen europäischen Ländern (insbesondere Deutschland, Italien, Spanien, Vereinigtes Königreich).

Die Dauer des Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaubs ist gesetzlich geregelt, und das Elternschaftsgeld in Höhe des Lohns zahlt die Krankenversicherung. Die Frauen haben Anspruch auf einen Mutterschaftsurlaub von 16 Wochen für das erste und das zweite Kind, von 26 Wochen für das dritte und von 34 Wochen bei der Geburt von Zwillingen. Seit Januar 2002 können Väter einen Elternurlaub von 11 Tagen in Folge nehmen, der im Falle einer Mehrlingsgeburt auf 18 Tage verlängert wird. In Deutschland dauert der Mutterschaftsurlaub nur 14 Wochen und wird zu 100 % vergütet.
Individuelle Betreuung der Kinder

Auch eine individuelle Betreuung steht zur Verfügung: Betreuung durch eine Tagesmutter bei ihr zu Hause oder daheim beim Kind. Das ist in Frankreich sehr geläufig: vor allem am Mittwoch haben alle Tagesmütter viel zu tun, da es ein unterrichtsfreier Tag ist. Seit der Trennung des Staates von der Kirche 1905 bleibt die Schule am Mittwoch (früher war es der Donnerstag) geschlossen, um, so war der Kompromiss, den Kindern die Möglichkeit zu geben, am Religionsunterricht außerhalb der Schule teilzunehmen.

Die Vorschule stellt wohl eine der innovativsten Komponenten des französischen Bildungssystems dar. Sie soll die Kinder sozialisieren und sie auf die Grundschule vorbereiten. Sie umfasst drei Klassen: eine Sektion für Kleine, Mittlere und Große entsprechend dem Alter der Kinder. Die Vorschule bemüht sich ohne Zeitdruck dem biologischen Rhythmus der Kinder gerecht zu werden und legt den pädagogischen Schwerpunkt auf das Spielen. Hier werden die Kinder von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr kostenlos betreut und kennen somit schon vor der Grundschule die Grundlagen des Lesens, Schreibens und Rechnens.

...nur fledermäuse lassen sich hängen...

Offline Chantal78

  • Gerade reingestolpert
  • *
  • Beiträge: 28
    • Profil anzeigen
Re: Das französische Kinderbetreuungssystem
« Antwort #1 am: 08. März 2011, 13:21:59 »
Danke :laugh:

 für den kleinen Einblick


Grüße
Chantal78