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Autor Thema: Kosten im franz. Gesundheitssystem  (Gelesen 7545 mal)

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Offline -Helmut-

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Kosten im franz. Gesundheitssystem
« am: 11. Dezember 2011, 19:48:20 »
Hier taucht oft die Frage auf, was kosten eigentlich die Behandlungen, Medikamente usw in Frankreich.

In meinen Augen wird sich manchmal geradezu doof verhalten, wenn man einfach annimmt, in Deutschland sei alles besser, nur weil wir Deutsche von dort so einiges gewohnt sind.
Ich habe folgende Erfahrungen gemacht:
Wollte wegen einem Leistenbruch vom Hausarzt in eine Klinik in Kaiserslautern überwiesen werden, weil ich rausfand dass die dort Sportler mit einer Methode behandeln die super ist.
Der Hausarzt lachte und sagte, das können die in dem Krankenhaus in Dillingen auch.
Dort hörte ich von der Narkoseärztin die bemerkte ich wohne in Frankreich, der Chefarzt mit seinem Team hat vor Jahren diese Ausbildung bezüglich dieser Behandlungsmethode in Frankreich gemacht.
In Deutschland gab es diese Methode so noch nicht. Sonst hätte der Chefarzt mit seinem Team dies nicht in Frankreich lernen müssen.

Das wird sicher keine Ausnahme sein. Insofern ist es in gewissem Sinne unsinnig, auf deutscher Behandlung zu bestehen.
Ob eine deutsche Behandlung schon nach neuen Erkenntnissen erfolgt, ist natürlich nicht einfach herauszufinden, kann man nicht in der Bildzeitung lesen.
Ich spare mir weitere eigene Erfahrungsberichte wegen gewisser Dinge wie Internet usw.

Anderes Beispiel. Betrifft Diabetiker Typ 1 oder Typ 2. In Deutschland bekommt man oft kostenlos das Gerät und die Teststreifen muss man kaufen und selbst bezahlen.
Das ist die Masche die jeder kennt, der einen Tintenstrahldrucker sein eigen nennt. Drucker hat in diesem Fall einen einmaligen Anschaffungspreis von rund 30 Euro, die Patronen dafür kosten 40.
Im Bekanntenkreis geht eine Person zum franz. Arzt wegen seiner Diabetes. Er bekommt dort kostenlos das Gerät und die Teststreifen. Drüben müsste er die Teststreifen teuer bezahlen.

Ich müsste wieder suchen wo ich den Link finden kann -schließlich blieb ich nicht immer beim gleichen Browser, der gleichen Browserversion- aber im Zusammenhang mit der Krebserkrankung meiner Schwester stieß ich auf eine Untersuchung, in der es darum ging, in welchem europ. Land die Versorgung und Behandlung von Krebspatienten am besten ist, usw.
In der Liste tauchte Frankreich weit vor Deutschland auf.

Was die Kosten bzw Kostenübernahme bei Behandlung in Frankreich betrifft, ist diese so wie in den meisten Ländern Europas. Deutschland treibt diesbezüglich sein eigenes Spiel.
Hier eine Übersicht betreffend Kostenübernahme in Frankreich.

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Die Kostenerstattung im französischen Gesundheitssystem
Die Kosten im Gesundheitswesen werden von den Krankenkassen zu einem Großteil getragen.
Grundsätzlich verbleibt beim Versicherten ein gewisser Prozentsatz der Kosten. Man spricht hier vom Selbstbehalt ( ticket modérateur), sofern keine private Zusatzversicherung besteht, die den Versicherten von diesen Kosten befreit.

Die Erstattung der Beträge richtet sich nach der Art der Gebühr der Leistung und gliedert sich in folgende Selbstbehaltstufen:

30 % für Arzthonorare von praktizierenden Ärzten, Zahnärzten und Hebammen, sofern eine Versorgung in ihrer Praxis oder beim Patienten zuhause oder aber ein Krankenbesuch im Krankenhaus stattfindet.

40 % medizinisches Hilfspersonal, eingeschlossen Pflegedienste, die ihre Tätigkeit privat ausüben oder als externer Dienst ins Krankenhaus kommen, Masseure und Krankengymnasten, Kosten für Analysen und Laboruntersuchungen außerhalb des Krankenhauses.

20 % für die Krankenhauskosten: Kosten für den Aufenthalt, Operationssaal, Arzthonorare und medizinisches Hilfspersonal sowie die Kosten für Analysen und Laboruntersuchungen.

65 % für Medikamente, die hauptsächlich zur Behandlung von leichteren Beschwerden verabreicht werden

35 % für alle anderen Medikamente

35 % für Krankentransportkosten

In gewissen Fällen findet eine Erstattung von 100 % statt. Dies ist bei besonders schwerwiegenden Krankheiten der Fall, die in einer speziellen Liste aufgeführt sind.

Ebenso erfolgt eine 100 % Erstattung bei schweren chirurgischen Eingriffen, Krankenhauskosten ab dem 31. Tag, gewisse unersetzbare Medikamente, sowie für die Kosten von Prothesen und anderen orthopädischen Hilfen.

Generell muss für die Kostenerstattung ein Formular an die Krankenkasse geschickt werden. Dies kann durch die Nutzung der "Carte Vitale" umgangen werden. Hierfür ist allerdings erforderlich, dass der Arzt über ein entsprechendes System verfügt.

In Frankreich besteht das Prinzip der freien Arztwahl. Erstattungsfähig sind jedoch nur die Behandlungskosten, die nicht aufgrund einer Honorarvereinbarung mit dem Arzt geschlossen wurden, sondern sich nach den Vorgaben und Sätzen der Krankenkassen richten.
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Da jeweils nicht bekannt ist, welche Kosten in Deutschland und in Frankreich für diese und jene Behandlung anfällt, ist ein Vergleich schwierig.
Da es demnächst nicht nur eine quartalsmäßige Praxisgebühr geben wird, sondern eine Besuchsgebühr zu erwarten ist, weil angeblich die Deutschen zu oft zum Arzt gehen, können all die, die keinen
Grenzgängerstatus haben, bzw nicht in frankreich wohnen, nicht überlegen ob sie nicht besser mal so langsam überlegen ob eine Carte Vitale nicht doch sinnvoll wäre.
Ich verabscheue ihre Meinung, doch ich werde mein Leben lang dafür kämpfen, daß sie sie äußern dürfen! (Voltaire)

Offline Dragonvamp

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Re: Kosten im franz. Gesundheitssystem
« Antwort #1 am: 12. Dezember 2011, 17:13:51 »
Einen Einwand mag ich geben.

Erfahrungen im Arbeitskreis haben gezeigt, dass wenn man zum MRT/CT muss, die Wartezeiten in Frankreich um ein vielfaches höher sind und bei weitem nicht so genau sind wie in Deutschland.

Offline cogee

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Re: Kosten im franz. Gesundheitssystem
« Antwort #2 am: 12. Dezember 2011, 18:05:58 »
an dieser stelle sollte auch die CMU sowie die ASS bzw ASC erwähnt werden. leute mit geringem einkommen zahlen in der CMU nur den symbolischen betrag von 1€, alles andere wird von der KK übernommen, es ist also quasi eine 100% übernahme der kosten. bei der ASS/ASC kriegt man einen festen zuschuss pro jahr in form von einem (gesundheits)scheck, je nach alter und haushaltsgrösse.

für nähere infos schaut hier
www.cmu.fr

anbei möchte ich bemerken, dass auf meinem grünen zettel, den ich damals von der CPAM (auf dem auch die SV-NR draufsteht) mitgeteilt bekommen habe, dass 100% der kosten für hospitilisation und transport übernommen werden (regime frontalier), ist sowas wie ein versicherungsnachweis, kam noch vor der CV, steht auch noch drauf wieviel sie zu medikamenten dazuzahlen, hier machen sie aber unterschiede je nach farbe des etiketts

Offline -Helmut-

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Re: Kosten im franz. Gesundheitssystem
« Antwort #3 am: 12. Dezember 2011, 18:09:56 »
was meinst du mit bei weitem nicht so genau sind?

Wie wollen wir medizinischen Laien beurteilen welche Angaben genau sind usw?
Unberücksichtigt von den fremdsprachlichen Aspekten und fachlichen Ausdrücken.

Viele Unterlagen kann man anfordern, mitnehmen zu einer alternativen Fachberatung.
Ob's was nutzt, lasse ich mal dahin gestellt.
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Offline Dragonvamp

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Re: Kosten im franz. Gesundheitssystem
« Antwort #4 am: 12. Dezember 2011, 19:50:33 »
was meinst du mit bei weitem nicht so genau sind?

Wie wollen wir medizinischen Laien beurteilen welche Angaben genau sind usw?
Unberücksichtigt von den fremdsprachlichen Aspekten und fachlichen Ausdrücken.

Viele Unterlagen kann man anfordern, mitnehmen zu einer alternativen Fachberatung.
Ob's was nutzt, lasse ich mal dahin gestellt.

Ärzte beider Seiten hatten erzählt (klar weiß ich nur von Hören sagen), dass die technischen Möglichkeiten in Frankreich noch wesentlich älter sind als in Deutschland, sodass in Deutschland "genauere" oder "tiefere" Bilder entstehen

Offline Ralph

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Re: Kosten im franz. Gesundheitssystem
« Antwort #5 am: 12. Dezember 2011, 20:34:31 »
Glaubt nur möglichst viele daran das das deutsche Gesundheitswesen das Beste ist....... =D =D
Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.  Curt Goetz

Offline ~Pero~

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Re: Kosten im franz. Gesundheitssystem
« Antwort #6 am: 12. Dezember 2011, 22:09:49 »
 ;) ;)
yepp, zumal in verschiedenen Vergleichen der WHO oder anderer Gesundheitsorganisationen Deutschland diverse Stellen in den Ranglisten
hinter Frankreich rangiert, z.B. Herzvorsorge, verschiedene Krebstherapien und ich glaub auch bei Diabetes, aber das weiß sicher jemand anderes besser :)

Ich kan nur aus eigener Erfahrung mittlerweile sagen, daß z.B. in Metz im St.André die Vorbereitung, Durchführung und Umsorgung für eine OP mit Anesthesie in keinster Weise den Vergleich mit den deutschen Häusern die ich bereits besuchen "durfte" scheuen muss. Auch die ein oder andere Untersuchung bei Fachärzten habe ich in DE schon unangenehmer erlebt als in Frankreich.
Die in FR hatten in meinen Augen (und ich beschäftige mich damit rein interessehalber) die besseren und neueren Verfahren/Instrumente.

Einiges ist zwar anders, z.B. für ne Blutprobe muss man in ein externes Labor und nicht in der Praxis mal so schnell nebenbei etc.
aber man gewöhnt sich dran.
Ist eben anders, aber nicht schlechter.

Man(n)/Frau muss eben mal den Hintern hoch bekommen und sich einen gewissen Sprachschatz aneignen, sofern man nicht das Glück hat deutschsprachige Ärzte zu finden.
Aber das sollte man eh mal ins Auge fassen, wenn man in Frankreich leben will.
Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, daß auch wenn ich nicht alles sofort verstehe und öfters nachfragen muss, die franz. Ärzte und Pflegepersonal sich sehr viel Mühe und Zeit genommen haben um sich mir verständlich zu machen;
es wird eben goutiert, wenn man als Deutscher versucht in der Sprache seines Gastlandes auf die Menschen zuzugehen.

Offline Dragonvamp

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Re: Kosten im franz. Gesundheitssystem
« Antwort #7 am: 13. Dezember 2011, 16:29:10 »
@ Pete:  Wieso externes Labor? Blut nimmt auch der Hausarzt ab  :anixwissen: Zumindest machts meiner und schickts in ein  Labor. Genauso wie in Deutschland auch...

Was ich persönlich -als Frau- sehr nervig finde, ist das die Wartezeiten bei den Frauenärzten in Frankreich doppelt so hoch sind wie in Deutschland. Zudem muss man hier extra ins Krankenhaus fahren.

Allerdings stimme ich soweit zu, dass die Qualität der Allgemeinmediziner nicht schlecht ist. Hier wird nicht einfach nur Krankgeschrieben!
Zudem kommen die franz. Haus-Ärzte auch Nachts zu einem nach Hause...

Mein vorheriger Post bezog sich  nur auf das MRT/CT, bei dem die Erfahrungen der franz. Kollegen bezüglich Frankreichs nicht so gut waren ;)