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Autor Thema: BKK, DRV, Assurance de Maladie etc.  (Gelesen 3343 mal)

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Offline atd

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BKK, DRV, Assurance de Maladie etc.
« am: 02. Juli 2012, 19:45:50 »
Hallo zusammen,    :winkerwinker:

(meine Story ist etwas länger)

Der Vorteil, wenn man es mit der Bürokratie von
gleich zwei Staaten zu tun hat.


Am 1.10.2010  wurde ich durch betriebliche Kündigungen von
 30% unserer AD-Mitarbeiter ebenfalls arbeitslos. Da ich zudem
   (in Deutschland) anerkannter Schwerbehinderter bin (90%) war
klar, dass ich auch gehen mußte, zumal ich seit geraumer Zeit
arbeitsunfähig war.
Die deutsche Krankenversicherung (BKK) gab mir noch 12 Monate
Krankengeld, beendete ein paar Monate später - dann rückwirkend - 
einseitig das Vertragsverhältnis und teilte der Assurance de maladie
mit, sie könnten mich auch rausschmeißen, weil ich ja in Deutschland
nicht mehr versichert sei.
An einem der wenigen Tage, an denen ich aufstehen konnte, fuhr
ich nach XY zur dortigen Assurance de maladie und fragte an,
wie ich wieder zu einer Versicherung kommen könne.
Dort schickte man mich zum Pol d'emploi "für ein Formular zu
 holen".
Im Pol d'emploi erklärte man mir, das Formular gäbe es nicht.
Aber selbst wenn es das gäbe, würde ich es nicht bekommen,
weil ich nicht im Pol d'emploi eingeschrieben sei.  Ich könne mich
auch nicht einschreiben, weil ich ja krank sei und daher dem
Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stände.  Bon!
Zurück bei der Assurance de maladie legt ich die handschriftliche
Erklärung des Pol d'emploi vor, dass es das geforderte Formular
nicht gäbe.
Da wurde man dort unglaublich aktiv: Eine Mitarbeiterin wurde durch
das Haus gescheucht und fand nach fast einer Stunde auf dem
Dachboden das gewünschte Formular. Es gab es also doch, allerdings
hatte der Pol d'emploi keines und hätte es mir auch nicht ausgefüllt
und unterschrieben.

Man gab mir dann eine Liste von Bescheinigungen und Formularen, die
ich beibringen müsse.
Unter anderem mußte ich bei meiner Ehre schwören (par l’honneur),
 dass ich keinen Antrag bei irgendeiner Rentenversicherung gestellt habe. 
Ich unterschrieb es, und  da  ich es unterschrieben hatte, vermied
ich es, einen Antrag zu stellen, um nicht wortbrüchig zu werden.

Ich tat, wie mir geheissen.

Wochen nach der Abgabe, bzw. Absendung der Unterlagen kam ein
Brief mit weiteren Forderungen nach weiteren Unterlagen.
Auch diese gab ich ab. Aber es half nichts. Die Sache ging nicht voran.

Da ich diverse chronische (long duré) maladies habe, benötigte ich
Medikamente, die ich mit der noch vorhandenen deutschen Karte
erwarb.
Die BKK hatte gesagt, solange mein Fall in der Schwebe
wäre, könne ich sie noch benutzen. (Das war im 4.Quartal 2011). 
Ich fragte bei der BKK extra an, ob ich die Karte zurücksenden solle.
Man verneinte, sie würde automatisch ungültig werden. (Sie wurde es nicht).

Ende Dezember 2011 schrieb dann die BKK, ich solle die Karte doch zurücksenden.

Inzwischen hatte ich diverse Telefonate mit der Assurance de Maladie,
wo mir versichert wurde, dass ich dort niemals mehr versichert sein würde,
solange ich keine Arbeit hätte.

Tage später, erneut am Telefon: Diesmal hieß es, ich solle in Deutschland
eine Rente beantragen. Was? Wiebitte? Nun denn, ich tat es, weil ja immer
tue, was man mir sagt.

Ende Dezember ging der Rentenantrag an die DRV an die Post.


Inzwischen schrieb man 2012. Die BKK entschied, rückwirkend
sei meine Versicherungs-Karte zu entwerten und mir wurde die
Rechnung für Arzt und Arzenei zugestellt.

Ich könne es auch in Raten abzahlen, falls es mir schwerfiele, alles
auf einmal zu bezahlen.

Dann erhielt ich zu Jahresbeginn 2012 einen Brief von der Assurance
de maladie, ich solle in der nächsten Apotheke meine alte Carte Vitale
aktualisieren.
Klar, da ging ich hin, da mir meine inzwichen französische Hausärztin
einges verschrieben hatte,  und die Assurance de Maladie bescheinigt
hatte, dass meine maladies de long durées anerkannt seien.

In der Pharmacie schob man meine Karte ins Lesegerät. Dann kam
die Apothekerin zurück mit der Nachricht, nun sei die Karte vollkommen
ungültig geworden. Merci.

Im März 2012,     ich hatte mich inzwischen hilfesuchend an die
französische Sozialstation gewendet, die bei Anträgen an CPAM und
CAF etc.etc. behilflich ist,  bekam ich unerwartet eine neue Carte Vitale.

Ausserdem die Nachricht, ich bekäme „indemnites journalieres von der
Assurance de Maladie.
Hurra, dachte ich -  vorschnell.

(Inzwischen schrieb mir die Krankenzusatzversicherung für Grenzgänger
 „Toute santé“,  dass sich mein Monatsbeitrag verdoppeln würde, da ich
bei der Assurance de maladie nicht mehr 90%ig versichert sei, sondern
nur noch zu 70% !)

Im April 2012 kam die Quittung für das Krankengeld:  Für 2  Trimester berechnete eine
gewisse URSSAF  in etwa  einen Beitrag für die Assurance de Maladie,
der die erhaltenen indemnites bei weitem überstieg.

Ich schrieb an die URSSAF und fragte an, wer oder was die URSSAF sei
und wie sie auf die Forderung kämen.
Die Antwort war, man würde mein Anliegen prüfen und innerhalb von 15
Tagen antworten.
Die Antwort kam nicht, dafür eine weitere Rechnung über ein paar tausend
Euros plus Verzugszinsen.

Derweilen meldete sich urplötzlich und unerwartet die BKK aus Deutschland
und wollte rückwirkend (!)  Beiträge. Begründung: Ich hatte einen
Rentenantrag gestellt.
Fast sechs Monate verweigert man mir jedwede Krankenversicherung
 sowohl in Allemagne, als auch in France.  Dann plötzlich soll ich für
zwei bezahlen.

Inzwischen schrieb mir die deutsche Rentenversicherung, dass
meine  (schmale) Rente genehmigt sei,  ab Dezember 2012. 
Allerdings könne man mir kein Geld überweisen, da unklar sei,
ob ich der französischen Rentenversicherung oder Kranken- oder
sonstiger Versicherung Geld schulden würde.

(Die BKK bekommt trotzdem seit 1.1.2012 ihre Beiträge).

Unbeschadet dessen, dass ich zuletzt für das 4. Quartal 2011
Krankengeld genehmigt bekommen hatte, welches im Laufe des
Februar 2012 überwiesen wurde, schrieb die URSSAF, dass die
Assurance de Maladie das Doppelte des erhaltenen Krankengeldes
von mir verlangte.

Inzwischen sind durch den deutschen Rentenbescheid 2/3 der Forderungen
von URSSAF/Assurance de maladie vom Tisch.
Über den schnuckeligen Rest beraten die Institutionen.
Bin mal gespannt, wann die Deutsche Rentenversicherung sich
meldet.
Nur gut, dass ich mal ein Sparbuch hatte.
Ohne mein Sparbuch hätte ich seit Monaten in der Fußgängerzone
gesessen  mit Blockflöte und/oder Mundharmonika.

Vielleicht geht die Chose noch zu meinen Lebzeiten gut aus.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Gruß,
atd

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Re: BKK, DRV, Assurance de Maladie etc.
« Antwort #1 am: 02. Juli 2012, 21:17:05 »
PS:

Es lohnt sich, die französische Sprache zu lernen, denn wer mal so wie ich zwischen den Stühlen hängt, muß zwangsläufig mit französischen Dienststellen telefonieren oder im Bureau kommunizieren.
Dass da alle etwas Deutsch sprechen, ist ein Irrglaube.
Ich denke mal so: Wer auf Dauer im Land leben will, kommt nicht umhin, es zu lernen.

Gruß,
atd