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Autor Thema: Frankreich: Wie unser Lieblingsnachbar tickt (aus: Focus, 13.7.10) - Teil 2  (Gelesen 2220 mal)

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Frankreich: Wie unser Lieblingsnachbar tickt (aus: Focus, 13.7.10) - WAS ZUM SCHMUNZELN
(*Le Fettnapf – Wie ich lernte, mich in Frankreich nicht zum Horst zu machen, Tanja Kuchenbecker, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 8,95 Euro, erscheint am 2.8.2010)

Im Restaurant: Wer zahlt, schafft nicht an

In Deutschland ist der Kunde König. In Frankreich nicht: „Hier ist der Kellner König“, erklärt Kuchenbecker. Der französische Kellner will hofiert werden und der Pariser Kellner ganz besonders. Schließlich ist er es, der dem Gast den Tisch zuweist. Das heißt: Sobald er nur vage in eine Richtung blickt, muss man blitzschnell reagieren. „Bonjour“ oder „S’il vous plaît, Monsieur“ rufen, auf keinen Fall aber „garçon“, das findet er respektlos.
Darauf reagiert er meist gar nicht. Kommt er dann an den Tisch, muss die Bestellung so schnell wie möglich und mit sehr viel Nachdruck aufgegeben werden. Denn es gilt: Bloß keine kostbare Kellnerzeit verplempern! Und: NIE einen französischen Ober von seinem Trott abbringen – und etwa einen Kaffee zum Dessert zu bestellen. Ebenso sinnlos ist es, einen Café au lait zu bestellen und einen Milchkaffee zu erwarten. In Frankreich heißt das „café crème“ oder einfach nur „un crème“.

Der perfekte Look: Nonchalance mit Stil

Ihr Ruf eilt ihnen voraus. „Französinnen gelten als die aufregendsten Geschöpfe der Welt. Sie sind schlank, haben das gewisse Etwas, dieses ‚je ne sais quoi’“, findet Kuchenbecker. Aber: Um wie eine waschechte Französin auszusehen und auch zu wirken, bedarf es einiger Regeln in Sachen Stil und Geschmack. Denn Französinnen haben ihren eigenen Dresscode: Sie sind nie hundert Prozent durchgestylt und sehen trotzdem perfekt aus. So, als ob sie morgens einfach schnell in den Kleiderschrank gegriffen und sich etwas übergeworfen hätten. Eine Französin würde sich nie zwei Stunden vor den Kleiderschrank stellen. „Ich war ganz überrascht, als ich in den Schrank meiner Nachbarin gesehen habe: Da war gar nicht viel drin!“, erzählt Kuchenbecker. Der Trick: Viele Französinnen tragen dezente Farben, und alles passt zusammen, deshalb brauchen sie nicht viel.
Außerdem tragen französische Frauen nie mehrere auffällige Sachen auf einmal. Sie beschränken sich stattdessen auf ein originelles Detail und achten auf gute Schuhe.

Die Traumfigur der Französinnen: FDH mit viel Disziplin

Das Geheimnis der schlanken Französinnen ist im Grunde genommen gar kein Geheimnis. Sie verbrennen nicht mehr Kalorien als Frauen anderswo. Sie essen ganz einfach nie alles auf. Im Gegensatz zu Deutschland, sagt ihnen niemand, dass das Wetter schlecht wird, wenn sie einen Anstandsrest auf dem Teller übrig lassen. Hinzu kommt, dass die Portionen in französischen Restaurants sowieso nicht so üppig sind wie in deutschen.
Zudem legen die französischen Nachbarinnen eine bemerkenswerte Disziplin an den Tag, wenn es um die Traumfigur geht. Softdrinks, Säfte oder Snacks sind in der Regel tabu. Das gleich gilt auch für Cocktails und Bier. Allenfalls am Apéro mit Pastis oder Champagner wird genippt. Und wer sich mal gehen lassen und zu viel gegessen hat, der hält sich am nächsten Tag streng an das „régime“, zu deutsch: Diät.

La Boum – die Fete: Feiern geht immer

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Franzosen nehmen gerne jeden Anlass wahr, um sich zu treffen. Es kann ja nicht schaden, mit Freunden oder Nachbarn einen Apéro oder ein Glas Champagner zu trinken. Über das Jahr verteilt gibt es außerdem viele institutionalisierte Feste wie zum Beispiel La Galette am 6. Januar, das Dreikönigsfest, oder im Februar das Pfannkuchenfest. Bei Einladungen gilt es stets, die öffentliche Form zu wahren.
Ist der Rahmen lockerer, dann einfach fragen, was man mitbringen soll. Ist der Anlass der Feier etwas formeller, dann darf man Blumen, Duftkerzen, eine gute Flasche Champagner und Pralinen auch noch im Nachhinein überreichen. Vorsicht ist bei Wein als Geschenk geboten: Er wird der Sitte nach sofort zum Essen geöffnet. Deswegen sollte man sich vorher erkundigen, was es gibt, damit er auch zum Speiseplan passt.
« Letzte Änderung: 16. Juli 2010, 23:57:28 von blueocean »
...nur fledermäuse lassen sich hängen...