Ein fürstliches Mahl zu später Stunde
(aus: Deutsche in Frankreich)
Selbst ein schlichtes Abendessen in Frankreich besteht aus mehreren Gängen. Was, so werden Sie sich fragen, machen diese Franzosen dann erst, wenn es wirklich etwas zu feiern gibt?
20 Uhr in Frankreich: Die Gäste kommen, das Apero steht bereit
Beginnen wir auf kleiner Ebene. Samstag Abend, ein paar Freunde kommen zum Essen vorbei. Die Gäste trudeln gegen 20 Uhr ein. Doch anstatt nach den obligatorischen Bises (Küsschen zur Begrüßung) direkt auf den schon einladend gedeckten Esstisch zuzusteuern, machen es sich alle zunächst in der Küche oder auf dem Sofa bequem.
Denn vor dem Essen ist die Stunde des Apero (Apéritif). Ein Tablett mit diversen Sorten Alkohol steht bereit, so dass sich jeder nach seinem Geschmack mit Wein, Martini, dem berühmten Kir (Fruchtlikör mit Weißwein) oder Stärkerem versorgen kann. Bereits jetzt beginnen die Franzosen gigantische Mengen an Knabberzeug zu verschlingen. Während in Deutschland jedes Kind weiß: vor dem Essen wird nicht genascht, ist es hier vollkommen üblich Erdnüsse, Chips, Käsewürfel oder den spanischen Tapas ähnelnde Snacks zu vertilgen.
21 Uhr in Frankreich: Es kann nun mit der Vorspeise begonnen werden
Ca. eine Stunde nach Eintreffen begibt sich die Gesellschaft dann zu Tisch. Die Vorspeise wartet. Salat, Eier mit Mayonnaise, Suppe, Pastete – die Auswahl für diesen Gang ist bereits riesig und meist dem Motto des Abends angepasst. Auf dem Tisch stehen für jedermann Wasser- und Weingläser bereit. Eine Karaffe mit stillem Wasser (häufig Leitungswasser, allerdings gefiltert) steht neben dem aufgeschnittenen Baguette als ständiger Begleiter zur Verfügung.
22 Uhr in Frankreich: Zeit für den Hauptgang
Der Hauptgang lässt in der Regel dann gerade so lange auf sich warten, bis man wieder das Gefühl hat, den nächsten Gang vertragen zu können. Je nach Region und Motto des Abends kann hier Fisch, Fleisch, Italienisches, Vegetarisches oder Traditionelles aufgefahren werden. Auffällig ist, dass die Portionen kleiner sind, als in Deutschland, denn man hat ja schon den Apero und die Vorspeise im Magen.
Im Anschluss an den Hauptgang kommt die Käseplatte
Meistens ist nach dem Hauptgang eine längere Pause eingeplant. Diese wird zum Reden und Trinken genutzt, bis dann die ersten Stimmen nach der Käseplatte rufen. Häufig wird diese mit einem leichten grünen Salat gereicht, und es gibt alle Duftnoten zwischen mild und würzig.
23 Uhr in Frankreich: Das Highlight für viele – Das Dessert
Mittlerweile ist es ca. 23 Uhr. Jetzt kommt der Moment auf den die Kinder und Süßspeisen-Freunde am längsten gewartet haben: das Dessert. Im kalorienärmsten Fall wird eine kunstvoll aufgeschnittene Ananas oder ein Obstsalat serviert.
Magengrummeln und Albträume sind garantiert bei Schokokuchen, Mousse au Chocolat oder Tiramisu. Aber wer kann da schon widerstehen? Im Gegensatz zu Deutschland wird das möglicherweise doch auftretende Sättigungsgefühl aber selten mit einem Schnaps, sondern häufig mit einem Kräuter- oder Früchtetee bekämpft. Oder man bleibt einfach bei Wein.
Mitternacht in Frankreich: Das Essen ist vollbracht, der Abend aber noch lange nicht zu Ende
Gegen Mitternacht wird das Schlachtfeld verlassen und die Besucher lassen sich satt und zufrieden auf die Couch fallen, wo dann bei Wein oder Tee weiter diskutiert wird. Denn auch wenn man – wie in Deutschland – in Frankreich mit vollem Mund nicht spricht, sind diese Art von Essen doch hauptsächlich eines: eine willkommene Gelegenheit stundenlang bei tollem Essen mit seinen Freunden zu plaudern.